Pigs Might Fly: Pink Floyd Wiedervereinigung für die Ukraine

Wie es zu dem neuen Song kam, der erst vergangenen Mittwoch (30. März) produziert wurde, das erklärte David Gilmour dem Guardian folgendermaßen. 

DAVID GILMOUR: Ich habe eine ziemlich große Plattform, an der Pink Floyd über all die Jahre gearbeitet haben. Es ist wirklich echt schwer und frustrierend, diesen komplett irren, ungerechten Angriff einer Großmacht auf eine unabhängige, friedliche, demokratische Nation zu sehen. Die Frustration, das zu sehen und zu denken, was zum Teufel kann ich tun?’ ist irgendwie unerträglich.

BARN

Die Session für den neuen Floyd Song Hey, Hey, Rise Up!, fanden in David Gilmour′s Scheune statt. In derselben Scheune, in der er 2007 gemeinsam mit Rick Wright, Guy Pratt und Steve DiStanislao die Barn-Jams aufnahm und in der die Van-Trapped Familientreffen gestreamt wurden.

BAND

David Gilmour spielt auf seiner Lieblingsgitarre, seinem Workmate. Nick Mason souverän floydig am Schlagzeug. Guy Pratt am Bass und Nitin Sawhney, mit dem Gilmour hie und da schon gespielt hat, am Keyboard.

EIN SONG FÜR DIE UKRAINE

Pink Floyd veröffentlichen Hey Hey Rise Up

Pink Floyd sind erstmals seit knapp 30 Jahren wieder als Band zusammengekommen, um neue Musik aufzunehmen. Anlass ist der aktuelle Krieg in der Ukraine: Morgen wird der Song „Hey Hey Rise Up“ erscheinen, mit dem die Band die Menschen des Landes unterstützen will – finanziell ebenso wie moralisch.

Das letzte Mal nahmen Pink Floyd für ihr 1994 veröffentlichtes Album „The Division Bell“ gemeinsam auf. In „Hey, Hey Rise Up“ werden David Gilmour und Nick Mason vom langjährigen Pink-Floyd-Bassisten Guy Pratt und Nitin Sawhney an den Keyboards unterstützt, den in jeder Hinsicht bemerkenswerten Gesang steuert Andriy Khlyvnyuk bei, Frontmann der ukrainischen Band Boombox.

Die Aufnahme des Tracks fand tatsächlich erst letzte Woche Mittwoch (30. März) statt. Sie bindet den Gesang eines hunderttausendfach angesehenen Instagram-Posts (s.u.) vom 27. Februar ein, in dem Khlyvnyuk auf dem Kiewer Sofiyskaya-Platz steht und die Zeilen von „Ой у лузі червона калина“ („O das rote Viburnum auf der Wiese“) anstimmt, ein mitreißendes ukrainisches Protestlied, das während des Ersten Weltkriegs verfasst wurde und im vergangenen Monat weltweit als Protest gegen die Invasion der Ukraine eine Renaissance erlebte. Der Titel des Pink-Floyd-Tracks ist der letzten Zeile des Liedes entnommen, die sich übersetzt in „Hey, Hey, Rise up and rejoice”.

David Gilmour, der eine ukrainische Schwiegertochter und Enkelkinder hat, kommentiert: „Wie so viele spürten wir die Wut und Enttäuschung über diesen abscheulichen Akt der Invasion eines unabhängigen, friedlichen, demokratischen Landes und die Ermordung seiner Bevölkerung durch eine der größten Weltmächte.“

JANINA

DAVID GILMOUR: Meine Enkelkinder sind Halbukrainerinnen, meine Schwiegertochter Janina ist Ukrainerin – ihre Großmutter war bis vor drei Wochen in Charkiw. Sie ist sehr alt, behindert, sitzt im Rollstuhl und hat eine Pflegekraft, und Janina und ihre Familie haben es geschafft, sie den ganzen Weg durch die Ukraine zur polnischen Grenze zu bringen, und jetzt haben sie es geschafft, sie buchstäblich letzte Woche nach Schweden zu bringen.

Hey, Hey, Rise Up! (3:26)

  • David Gilmour – Guitar
  • Nick Mason – Drums
  • Guy Pratt – Bass
  • Andriy Khlyvnyuk – Vocals
  • Nitin Sawhney – Keyboards

Guy Pratt schrieb auf seiner Facebook-Seite, dass seine Ex-Frau, Rick Wright’s Tochter Gala während der Aufnahmen anwesend war.

LYRICS

Oyu luzi chervona kalyna pokhylylasya,
Chohos' nasha slavna Ukrayina zazhurylasya.
A my tuyu chervonu kalynu pidiymemo,
A my nashu slavnu Ukrayinu,
hey-hey, rozveselymo!

In the meadow a red viburnum has bent down low
Our glorious Ukraine has been troubled so
And we’ll take that red viburnum and we will raise it up
And we, our glorious Ukraine shall, hey – hey, rise up – and rejoice!
And we’ll take that red viburnum and we will raise it up
And we, our glorious Ukraine shall, hey – hey, rise up and rejoice!

KEEP TALKING

DAVID GILMOUR: 2015 spielte ich eine Show im Londoner Koko zur Unterstützung des Belarus Free Theatre, dessen Mitglieder inhaftiert wurden. Pussy Riot und die ukrainische Band Boombox waren ebenfalls im Line-up. Sie sollten eigentlich ihr eigenes Set spielen, doch ihr Sänger Andriy konnte aufgrund von Visaproblemen nicht einreisen, sodass der Rest der Band mich kurzerhand bei meinem Set begleitete – wir spielten an diesem Abend ‚Wish You Were Here‘ für Andriy.

Kürzlich las ich dann, dass Andriy seine Amerikatournee mit Boombox abgebrochen hatte, zurück in die Ukraine gekehrt war und sich der Territorialverteidigung der Ukraine angeschlossen hatte. Und dann sehe ich dieses unglaubliche Video bei Instagram, in dem er auf einem Platz in Kiew vor dieser wunderschönen Kirche mit goldener Kuppel steht und singt, um ihn herum nichts als Stille, weil es wegen des Krieges aktuell keinen Verkehr oder Hintergrundlärm gibt. Es war ein kraftvoller Moment, der in mir den Wunsch auslöste, ihn musikalisch umzusetzen.“

Während er die Musik für den Track schrieb, konnte David mit Andriy sprechen, der sich gerade in einem Krankenhausbett in Kiew von einer Granatsplitterverletzung erholte. „Ich habe ihm am Telefon ein wenig von dem Song vorgespielt und er gab mir seinen Segen. Wir hoffen beide, dass wir irgendwann in der Zukunft leibhaftig etwas zusammen machen werden.“

We both hope to do something together in person in the future.

HIGH HOPES

DAVID GILMOUR: Ich hoffe, dass der Song eine breite Unterstützung und Öffentlichkeit erhält. Wir wollen Geld für humanitäre Einrichtungen sammeln und etwas für die Moral tun. Wir wollen unsere Unterstützung für die Ukraine zeigen und auf diese Weise deutlich machen, dass der Großteil der Welt es für vollkommen falsch hält, dass eine Supermacht in das unabhängige, demokratische Land einmarschiert, zu dem die Ukraine geworden ist.

VIDEO

Die Veröffentlichung des Songs wird von einem Video begleitet, das unter der Ägide des renommierten Regisseurs Mat Whitecross am Tag der musikalischen Aufnahmen gefilmt wurde. Gilmour dazu: „Wir haben den Track und das Video in unserer Scheune aufgenommen, aus der wir während des Lockdowns auch all unsere ‚Von Trapped Family‘-Livestreams gemacht haben. Auch die ‚Barn Jams’ mit Rick Wright fanden 2007 dort statt.

Janina Pedan, die Schwiegertochter von Gilmour, die Ukrainerin ist, hat das Set binnen eines Tages aufgebaut und Andriy sang neben uns auf dem Bildschirm, während wir spielten. Wir vier hatten also einen Sänger in unserer Mitte, auch wenn er nicht physisch anwesend war.“

ARTWORK

Das Artwork des Tracks wurde vom kubanischen Künstler Yosan Leon erschaffen und zeigt ein Gemälde der ukrainischen Nationalblume, der Sonnenblume. Das Cover ist eine direkte Referenz auf eine Aktion, die um die Welt ging: jene Frau, die Sonnenblumenkerne an russische Soldaten austeilte, verbunden mit den Worten, sie sollten diese in ihren Taschen tragen, sodass nach ihrem Tod Sonnenblumen daraus wachsen.

5 Antworten

  1. Avatar AE sagt:

    Das ist zweifellos ein grossartiges Engagement. Mit grosser Entschlossenheit und Empathie eindeutig Stellung beziehen. Mit Pink Floyd maximale Aufmerksamkeit erreichen, sich selbst aber gleichzeitig zurück halten und der Sache eine eindrückliche Stimme geben.

  2. Avatar Janos sagt:

    Ich bin so erschlagen.. Der Song, so berührend, einfach unbeschreiblich.. keine Worte

  3. GeckoFloyd GeckoFloyd sagt:

    Wunderschönes Foto der Truppe! Habe den Song eben bei (H)amaschon gekauft und einige x-Male gespielt, ständig fällt mir was Neues auf, mir gefallen auch die Keyboards im Hintergrund beim göttlichen GTR-Solo, ich mein das sind irgendso Triolen, die Nitin Sawhney da spielt. Kenn jemand sein 99er Album “Beyond Skin”? Das ist auch auf der Liste “1001 Albums you must hear before you die”. Und frage an die Gitarristen im Forum, spielt David hier nur die Telecaster, ich bilde mir ein auch eine Gibson zu hören (die sahen wir ja auch auf dem Foto). Meine Herren, ein wahnsinn, das wir das auf unsere alten Tage hier erleben dürfen!

  4. Avatar Roman sagt:

    Warum wird immer davon geschrieben dies sei die erste neue Musik seit 30 Jahren? Für Endless River wurden doch soweit ich weiß auch Teile ganz neu eingespielt, auch wenn der Großteil aus den „the big spliff“ Session stammte? War nicht Louder Than Words sogar ganz neu?

    • Avatar Marcus Altenkirch-Fess sagt:

      Ebe, neue Teile wurden zum Bestehenden ergänzt. Louder Than Words war ebenfalls 1994 eingespielt. Nur die Texte wurden von Polly neu hinzugeschrieben. Man möge mich gerne verbessern.

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