Die wackeligen Bühnen Venedigs, Teil 3: David Gilmour 11.8.2006 Venezia, Piazza San Marco

Von Werner
Meine Konzertreisen nach Venedig: 4.8.: Part 1 | 5.8.: Part 2 | 11.8.: Part 3 | 12.8.: Part 4
Als ich gegen 17:30 zum Markusplatz kam, hörte ich This Heaven. Der Soundcheck fand gerade statt. Von wo ich stand, konnte ich perfekt hören, und weil der Platz noch nicht abgesperrt war, konnte ich auch optisch das Geschehen mitverfolgen. Rick Wright schwänzte den Soundcheck. Nach This Heaven folgte etwas Kurioses. David Gilmour und seine Band spielten den Sommer-Hit-Song Crazy von Gnarls Barkley, der im Radio rauf und runter gespielt wird. Nach dem Song meinte Gilmour: “So that was fun enough.” Er meinte wohl, dass es wieder Zeit wurde, zum ernst der Sache zurückzukehren. Danach folgte ein instrumentales Musikstück, das ich nicht auf Anhieb erkannte, es handelte sich aber um On The Turning Away. Gilmour spielte Akustik-Gitarre und Jon Carin Slide-Gitarre. Die Version unterschied sich sehr vom Original. Sie klang durch die Slide-Gitarre etwas Country-lastig.
Shine On You Crazy Diamond wurde in den folgenden Minuten von Gilmour und Igor geprobt! Wer ist Igor? Nun, seinen Namen kannte ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Gilmour stellte ihn während des Konzerts vor. Mehr über Igor erfuhr ich am darauffolgenden Tag. Igor ist ein professioneller Glasharfenspieler. Als Gilmour und Igor Shine On’s Intro spielten, standen alle anderen Musiker um sie herum und beobachteten die beiden. Jon Carin und Dick Parry machten ebenso Fotos wie Polly Samson, die während des gesamten Soundchecks fotografierte. Claire Singers, die Frau von Phil Manzanera und Gilmours Pressesprecherin, hatte eine Videokamera, mit der sie alles filmte. Aber auch von Gilmours Crew waren zwei mobile Kameraleute anwesend.
Das Konzert begann pünktlich um 21:00 Uhr. Der Sitzplan erinnerte mich ein wenig an das Burg Clam Chaos. Allerdings verlief es diesmal zu meinem Vorteil. Mein Sitzplatz, der im A11 Sektor war und links an der Seite gewesen wäre, befand sich nämlich genau in der Mitte wieder. Ich saß ungefähr in der 15. Reihe, genau vor Gilmour. Im ersten Teil spielte Gilmour alle wesentlichen Solos bis auf Smile und Where We Start mit der schwarzen Stratocaster. Mir fielen einige Veränderungen bei den On an Island Songs auf. So z.B. wurde das Intro und der Mittelteil von Take A Breath auf eine andere Art gespielt. Bei This Heaven rockte Gilmour ordentlich, das Solo am Ende war sehr gut! Außergewöhnlich gut waren noch die Songs On an Island und The Blue. Wobei bei The Blue Phil Taylor, nach dem rechten sehen musste, nachdem ihm Gilmour signalisiert hatte, dass etwas mit seinem Gitarren-Sound nicht passte.










Wright war fantastisch drauf. Ich konnte einwandfrei sehen, wie er immer wieder vor Freude lachte und mit großer Leidenschaft musizierte. Er und Carin lachten sich immer wieder zu.
Shine On You Crazy Diamond, wieder wurde das Intro verändert. Dieses Mal bediente Igor die Kristallweingläser anstatt Pratt, Manzanera und Parry. Wright spielte sehr bedächtige Keyboardnoten. Die ersten Minuten waren nur Gilmour, Wright und Igor auf der Bühne. Bei Astronomy Domine gab es sehr schöne Licht- und Lasereffekte. Eine kraftvolle, rockige Version. Hoffentlich wird eine dieser Versionen von den Sommerkonzerten seinen Weg auf die DVD finden. Wots .. Uh The Deal schönes Piano-Solo von Wright im Mittelteil.
ON THE TURNING AWAY
On The Turning Away, die Riesenüberraschung! Aber nicht nur für uns, sondern auch für Gilmours Band. Carin spielte gerade, das Intro von Coming Back To Life, als Gilmour zu ihm ging und ihm etwas zusagte. Carin stoppte darauf und Gilmour erinnerte uns, dass beide Konzerte zugunsten der Wohltätigkeitsorganisation Emergency sind. Danach begann Carin wieder mit einem Intro, das ein wenig anders klang. Tatsächlich On The Turning Away. Ich konnte Rick Wrights überraschtes Gesicht ebenso wie das der anderen Musiker sehen. Gilmour war sichtlich amüsiert darüber! Er gab Steve DiStanislao immer wieder Zeichen für seine Drum-Einsätze. Guy Pratt konnte ich beobachten, wie er mehrmals Manzanera Handzeichen gab.
Guy Pratt schrieb am darauffolgenden Tag im Gilmour Blog: August 12, 2006 06:36 PM We had no idea that David wanted to do On the turning away until he started singing it!! No rehearsals, nothing … Blimey ..
Dass Gilmour den Text nicht immer hundertprozentig kannte, störte mich keineswegs. Seiner Spontaneität hatten wir es zu verdanken, dieses wunderbare Lied, das zuletzt von ihm 1996 gespielt wurde, wieder zu hören. Als bereits die Glockenklänge von High Hopes ertönten, konnte man über die Lautsprecheranlage Pratt, Wright und Gilmour noch scherzen hören. Echoes war wieder gewaltig! Wunderbar, wie sich Gilmour und Wright ergänzen. Wright liebt dieses Stück, sein Kopf und Oberkörper bewegten sich Hin und Her. Sehr Variantenreich wurde der Mittelteil von beiden gespielt. Bei den heftigen Lichteffekten wundert es nicht, das für einige Minuten nur die Spots auf Gilmour und Wright funktionierten, der Rest dürfte einer durchgebrannten Sicherung zum Opfer gefallen sein.
Bevor die Zugaben kamen, überraschte mich das Publikum durch etwas verhaltenes Klatschen. Ich erinnere mich zurück, in Mailand habe ich etwas völlig anderes erlebt. Viele saßen nur da und kümmerten sich um ihre Telefone, anstatt Applaus zu spenden. Das Publikum in Clam und München war um einiges lebhafter und euphorischer. Erst als Comfortably Numb endete, herrschte reges Treiben, alle standen auf und jubelten.
Als ich zum Hotel zurückging, sah ich, wie ein Tontechniker sein Richtmikrofon vor der Sankt Markus Basilika abbaute. Er hat dort Dezibelmessungen während des Konzerts durchgeführt, damit da nichts abbricht.
Konzert-Statistik
- Tour: On an Island
- 34. Konzert der Tour
- Spielstätte: Piazza San Marco
- Plätze: 4.000 Zuseher, sold out
- Adresse: Venedig
- Tickets:
- Einlass: 18:30 Uhr | Showtime: 19:30 Uhr
Bemerkenswert:
- nach 1989 kehrt Gilmour nach Venedig zurück.
- Gilmour spielte beim Soundcheck den Sommer-Hit Driving me Crazy.
- Shine on Intro wurde von einem Profi-Weinglasspieler gespielt.
- On The Turning Away zur Überraschung seiner Band!
Band:
- David Gilmour: Guitar, Saxofon
- Rick Wright: Keyboard, Vocals
- Phil Manzanera: Guitar
- Guy Pratt: Bass Guitar, Guitar
- Jon Carin: Keyboard, Guitar, Vocals
- Steve DiStanislao: Drums, Vocals
- Dick Parry: Saxofon
With:
- Igor: Glasharfe
Set 1:
- Speak To Me
- Breathe
- Time
- Breathe Reprise
- Castellorizon
- On An Island
- The Blue
- Red Sky At Night
- This Heaven
- Then I Close My Eyes
- Smile
- Take A Breath
- A Pocketful Of Stones
- Where We Start
Set 2:
- Shine On You Crazy Diamond
- Astronomy Domine
- Wots .. Uh The Deal
- Fat Old Sun
- On The Turning Away (Premiere)
- High Hopes
- Echoes
Zugaben:
- Wish You Were Here
- Comfortably Numb
All Kinds of On an Island
- JPC: David Gilmour Live In Gdansk 2 CDs
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Ich liebe diese umfassenden Berichte des Hausmeisters.
Vielen Dank und weiter so!
Thanks, mate!
Vielen Dank für diesen Bericht!
Man kann es nicht oft genug dankend würdigen!
Die Story mit der Glasharfe ist doch irgendwo im Bonusmaterial der DVD enthalten? Schaltet mein altes Gehirn noch richtig ??
Ja, das stimmt. Aber frag mich nicht wo.Es ist zu sehen, wie Gilmour ihn auf der Straße anspricht, ob er nicht Lust hätte, bei dem Konzert am Abend mitzuspielen.
Toller Bericht! Und was ein wundervolles Setting für ein David Gilmour Konzert, hätte es zu gern auch erlebt. Die Szene in der Tourdoku hat mir immer sehr gefallen, einfach toll wie er einen Straßenmusiker spontan anspricht und mit auf seine Bühne am Markusplatz holt, als einer der größten Rockstars überhaupt. Muss für Igor ein surrealer Moment gewesen sein als ihm klar wurde mit wem er’s hier eigentlich zu tun hat. 😀
Im Vergleich zum 89er Floyd Konzert war es vor Ort auch die schönere Erfahrung, oder? Also ohne all den Trubel von damals…
Es freut mich sehr, wenn euch diese Berichte von vergangenen großen Konzertmomenten gefallen!
Means a lot!