Roger Waters 17.5.2023 Berlin, Mercedes-Benz Arena

Von Torsten Boye

Nachdem Stefanie und ich den Auftakt der diesjährigen Deutschland Tour am 7. Mai in der Hamburger Barclays Arena von sehr guten Plätzen aus dem Unterrang erlebten, um zunächst das mannigfaltige Geschehen auf den Videowänden optimal verfolgen zu können, gewannen wir beim gestrigen ersten Berlin-Gig aus Reihe 2, Block B rechts völlig neue visuelle und auch auditive Eindrücke: wir saßen vis-a-vis Jon Carin und Robert Walter, die häufiger von den entzückenden Amanda Belair und Shanay Johnson besucht wurden.

Außerdem nutzen Jonathan Wilson, häufiger aber noch Roger das nahegelegene Standmikrofon. Obwohl sich unsere Plätze unmittelbar an der Bühne befanden, konnte man selbst die Videoprojektionen ausgesprochen bequem verfolgen … ohne einen steifen Nacken zu riskieren.

Uns beiden fiel jedoch schon beim gleichsam bedrückenden wie beeindruckenden Opener „Comfortably Numb“ auf, dass zu der bereits in Hamburg festgestellten Brillanz des Sounds hier noch eine größere musikalische Authentizität hörbar war. Dieser am ehesten vielleicht mit Echtheit zu beschreibende Sound machte sich darin bemerkbar, dass u.a. beim eher von akustischen Instrumenten getragenen „Wish You Were Here“ deutlicher das Zupfen einzelner Saiten zu hören war. Dadurch, dass sich die riesigen Lautsprecher-Batterien diesmal über unseren Köpfen befanden und – nicht wie in Hamburg – direkt auf diese gerichtet waren, war es zwar immer noch laut, aber für mich in einem sehr angenehmen Maße. Obwohl wir uns diesmal mit Gehörschonern ausgerüstet hatten, benötigte ich diese jedenfalls nicht. Stefanie und ich sprachen quasi im selben Moment aus, dass die Buchung dieser fantastischen Plätze direkt an einer Bühnenseite überaus lohnenswert war.

Heute Abend (18.05.) gehts noch einmal in Reihe 1 des diagonal gelegenen Bühnenbereiches, um noch weitere Musiker aus Rogers teuflisch guter Band bei der Ausübung ihrer handwerklichen und künstlerischen Fertigkeiten zu bewundern …

Konzert-Statistik:

  • Tour: This Is Not A Drill 2023
  • Termin: 17.5.2023, Mittwoch
  • Spielstätte: Mercedes-Benz Arena
  • Plätze: 15.000
  • Adresse: Mercedes-Platz 1 (Mühlenstraße 19), 10243 Berlin 
  • Tickets: Golden Circle €295, Kat 1: €192, Kat 2: €169, Kat 3: €146, Kat 4: €128, Kat5: €111 Kat 6: €100, Kat 7: €88
  • Einlass: 19:00 Uhr | Showtime: 20:00 Uhr

Band:

  • Roger Waters: Vocals, Bass, Piano, Guitar
  • Joey Waronker: Drums
  • Jonathan Wilson: Guitars, Vocals
  • Gus Seyffert: Guitars, Bass, Harmonica
  • Dave Kilminster: Guitars, Bass, Backing Vocals
  • Jon Carin: Keyboards, Guitars, Backing Vocals
  • Robert Walter: Keyboards
  • Amanda Belair: Vocals
  • Shanay Johnson: Vocals
  • Seamus Blake: Saxophon

Setlist:

Set 1

  1. Comfortably Numb (reworked Version)
  2. The Happiest Days of Our Lives
  3. Another Brick in the Wall (Part 2)
  4. Another Brick in the Wall (Part 3)
  5. The Powers That Be
  6. The Bravery of Being Out of Range
  7. The Bar (unreleased new Song)
  8. Have a Cigar
  9. Wish You Were Here
  10. Shine On You Crazy Diamond (Parts 6-9)
  11. Sheep (Flying Sheep Brian)

Set 2

  1. In the Flesh
  2. Run Like Hell (Flying Pig)
  3. Déjà-vu
  4. Déjà Vu (Reprise)
  5. Is This the Life We Really Want?
  6. Money
  7. Us and Them
  8. Any Colour You Like
  9. Brain Damage
  10. Eclipse (letzte Strophe zweimal gesungen)

Encore

  1. Two Suns in the Sunset
  2. The Bar (Reprise) (unreleased new Song)
  3. Outside the Wall

8 Antworten

  1. Avatar Nicolas sagt:

    Ich wollte nach dem Sitzplan für das Konzert in Berlin fragen. Auf der einen Seite (101-104) sind die Preise erheblich teurer als auf der anderen Seite (205-208). Ist das so, weil Roger die meiste Zeit des Konzerts auf dieser Seite verbringt, wie ich in Foren über Konzerte in den USA gelesen habe? Ich möchte wissen, in welchem Sektor ich meine Fahrkarte erhalten werde

  2. Ina Ina sagt:

    Wir werden heute dabei sein. Im Vorfeld treffen wir uns mit einigen anderen Pink Floyd Fans auf ein Bierchen. Ich freue mich drauf!
    Allen einen wunderbaren Konzertabend!

  3. Avatar Heiner aus Berlin sagt:

    Gut war es. Dabei gewesen zu sein, Freunde getroffen zu haben, Überraschungen erlebt zu haben. Musikalische Neuinterpretationen, druckvolles Spiel mit sauberer Akustik auch im Oberrang. War der erste Teil noch ein Wechselspiel zwischen cool und aha, so machte RW es im 2. Teil wohl Niemandem leicht. Sehr klare korrekte politische Botschaften zu altbekannten Stücken. Das hat gesessen. Und er hat ja Recht mit dem, was er in der show “ansprach”.

    Und er war ungewöhnlich persönlich zum Ende hin. Ein alter Mann mit endlich auch ehrlichen Stimmdefiziten. Das war ein seltener Moment zum Schluß und ich glaube, das war auch ein Abschied. In den stilleren Momenten gab es einige ” Roger I love you” Rufe- einen hat er auch direkt beantwortet. Und es gab auch einen “Thank you Roger” Ruf, für den der Rufer Beifall aus der Arena bekam. Intimere Momente in einer sonst professionell ablaufenden Show. Gut dass ich mit Freunden aus dem Raum Bremen dabei war.

  4. Andreas Möller Andreas Möller sagt:

    Natürlich war es ein absolutes „Muss“, mein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit letztes Live-Konzert von Roger Waters mitzuerleben, insbesondere in meiner Heimatstadt Berlin, und das war nach monatelangem Warten gestern nun endlich der Fall. Mein Sitzplatz war an der Seite, auf der John Carin mit seinen Keyboards platziert war, also sozusagen 13 Reihen hinter/über Torsten im Unterrang.
    So gut wie alle Vorberichte und Pressestimmen, die sich wie leider gewohnt weniger auf sein musikalisches Können und Wirken als um irgendwelche nebulösen Antisemitismus-Vorwürfe drehten, polemische zweitklassige Wortmeldungen ebensolcher Politiker, die sich schon fast wie in einem Wettbewerb mit jeder Menge plumper Verbotsforderungen gegenseitig zu übertrumpfen versuchten, ließ ich ebenso ungeachtet wie den Urhebern Verachtung entgegenbringend an mir vorbeirauschen, wie ich es beispielsweise auch mit ähnlich unqualifizierten Ausbrüchen solcher Möchtegern-Moralapostel zu anderen Themen oder auch mit ungemütlichen Herbstwinden zu tun pflege.
    Ebenso habe ich vorab bewusst keinen Einblick in Spoiler genommen, habe mir nicht ein einziges Video bereits gespielter Konzerte auf Youtube angesehen, denn ich wollte völlig unbelastet sowie unvoreingenommen einfach nur zu meinem wohl letzten Waters-Konzert gehen und es genießen. Und so war es dann auch.
    Das Einzige was mir bzgl. dieser Tour schon seit Monaten bekannt war, dazu war meine Neugier dann doch zu groß, das war die Lockdown-Version von CN. Umso mehr war ich gespannt, sie nun zum ersten und wohl auch einzigsten Mal live zu hören. Mit einer diesbezüglich großen Erwartungshaltung ließ ich mich zum Konzertbeginn akustisch sowie emotional fallen und wurde nicht im Geringsten enttäuscht. Nach meinem Geschmack funktioniert diese Version nicht nur, sondern sie hat einen ganz eigenen Reiz, sie sollte nicht 1:1 mit dem Original als Maßstab verglichen und abgewertet werden und sie passt m.E. nach sogar perfekt als Opener.
    Der nahtlose Übergang zu „The Happiest Days Of Our Lives“ und der ebensolche Übergang zu „Another Brick In The Wall 2+3“ zeugt von kreativer musikalischer Höchstleistung und machte diesen Dreierblock mit einem zuerst recht ruhigen und bedächtlichen, im weiteren Verlauf aber sehr wuchtigen musikalischen Erlebnis.
    Vielleicht empfand ich das auch deshalb so besonders, weil ich schon immer ein Liebhaber von Live-Versionen und dabei insbesondere von ineinander übergehenden Stücken war. Dieses natürlich besonders bei Konzerten, aber auch bei einigen Studio-Alben, wozu vor allem natürlich „Dark Side Of The Moon“, aber beispielsweise auch „Misplaced Childhood“ von Marillion zählen. Auch unter diese Rubrik fallen nach meinem ganz persönlichen Geschmack „Echoes“ sowie „Supper´s Ready“ von Genesis.
    Dementsprechend herausragend beglückt wurde ich dann auch noch im zweiten Teil der Show ab „Money“ bzw. eher noch ab „Us And Them“ bis zum um eine Strophe leicht verlängerten „Eclipse“. Auch im Zugaben-Teil begeisterte mich der nahtlose Übergang vom vorletzten Stück „The Bar“ zum letzten Stück des Konzerts „Outside The Wall“. Nach meinem Empfinden sehr schön dabei auch, dass die komplette Band bei diesem Abgesang um die gesamte Bühne herum lief, sich nach allen Hallenseiten bedankte und verabschiedete, auch noch nach dem Verlassen des Innenraums das Stück zu Ende sang und spielte und die Bilder davon auf den LED-Wänden in die Halle übertragen wurden.
    Keinesfalls übergehen, sondern ganz im Gegenteil besonders hervorheben und bewerten möchte ich abschließend noch das als letztes Stück im ersten Teil dargebotene „Sheep“. Was für eine herausragende, grandiose und absolut wuchtige Version. Gut, dass ich saß, denn ich glaube stehend hätte es mich einfach nur umgehauen. Es war so eindrucksvoll und meisterhaft gespielt, dass ich das für mich erstmals zu sehende und rundherum durch die Halle fliegende Schaf nur am Rande wahrnahm, obwohl es zweimal fast an meiner Nase vorbei schwebte. Trotzdem war es irgendwie putzig, kannte ich bis dahin doch nur das fliegende Schwein.
    Alles in allem bin ich froh dabei gewesen sein zu können, habe, wie es nicht anders zu erwarten war, ein musikalisch hochwertiges und dabei schön lautes und trotzdem bis auf den letzten Ton perfekt abgemischtes Konzert genießen dürfen und es sozusagen gleichzeitig auch als Live-Abschied von Roger empfunden.

  5. Avatar Ulf Knolle sagt:

    Danke Torsten,
    Leider haben wir uns in Hamburg diesmal verpasst. Super Fotos aus Berlin, deine Platzwahl konnte nicht besser sein.

  6. Avatar Pit sagt:

    Habe das Konzert aus Reihe 2 im Sektor D verfolgt und mich demzufolge hauptsächlich auf die Bühne konzentriert.
    Bin immer noch sehr beeindruckt, ob der Performance die Roger mit fast 80 noch auf die Bühne bringt und den hervorragenden Musikern, die er um sich geschart hat.

    Der Sound war in meinem Bereich glasklar und gleichzeitig sehr druckvoll, ohne zu laut zu sein.
    Comfortably Numb wirkte in meinen Augen sehr gut, manche werden die Gitarrensoli schmerzlich vermissen, aber ich empfinde die Version als sehr nachdrücklich.
    Sheep zum Ende des ersten Sets wurde mit unglaublich viel Druck gespielt – ein würdiges Ende des ersten Teils.

    Bei Set 2 ragte für mich Two Suns in the Sunset heraus, eine Nummer die ich schon immer mochte und wie das gesamte Final Cut Album oftmals zu schlecht wegkommt.

    The Bar als Abschluss wirkte geradezu intim und das musizierende Herausmarschieren fand ich sehr gelungen.

    Die gewaltige Videowall habe ich, soweit möglich, größtenteils ignoriert, da ich in Prag vom Oberrang aus noch einmal das Große und Ganze betrachten werde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert