Die wackeligen Bühnen Venedigs, Teil 1: David Gilmour 4.8.2006 Venezia, Piazza San Marco

Von Werner Haider
Meine Konzertreisen nach Venedig: 4.8.: Part 1 | 5.8.: Part 2 | 11.8.: Part 3 | 12.8.: Part 4
Die Welt war noch in Ordnung, als ich die drei Redburn Transfer-Lkws sah. Schon von der Ferne konnte ich sie ausmachen und somit sicher den richtigen Parkplatz ansteuern. Die 8-Stunden-Anreise war schon wieder vergessen. Mit dem Wasserbus fuhren Maria, Gabriel (unser jüngster Sohn) und ich direkt zum Markusplatz. Die Fahrt dorthin war wunderbar. Was für eine wunderschöne Stadt! Am Markusplatz herrschte reges Treiben. Wir beschlossen jedoch gleich nach unserem Hotel Ausschau zu halten und uns Speis und Trank zu gönnen.








Gegen 20 Uhr machten wir uns auf zum Markusplatz. Dort angekommen erspähte ich sofort ein Plakat, auf dem ich etwas las, das ich nicht glauben konnte. Das Konzert heute ist abgesagt!!?? Warum, weshalb? Ich war nicht der Einzige, dem diese Fragen durch den Kopf gingen. Um mich herum fanden viele hektische Gespräche statt. Im ersten Moment dachte ich, dass möglicherweise Gilmour etwas zugestoßen sei. Als ich jedoch wenige Momente später die Bühne sah, wusste ich sofort den Grund der Absage. Das Bühnendach war alles andere als gerade. Es hing links etwas herunter. Jemand erzählte mir, dass kurz bevor die Band ihren Soundcheck spielen wollte, die Dachkonstruktion nachgab und das Dach sich links um 40 Zentimeter senkte! Das kann doch einfach nicht wahr sein. Es handelt sich bei dieser Bühne wahrlich um eine einfache Konstruktion. Dass sie so etwas nicht aufstellen können, ärgerte mich unglaublich. Eines der Eisenrohre hat nachgegeben. Ein Materialfehler war die lapidare Erklärung. Ich hätte gerne Gilmours Gesicht gesehen und seinen Kommentar gehört, als er über die Konzertabsage informiert wurde. Hoffentlich hat er stellvertretend für uns Fans ein paar passende Worte gefunden.
Schon wieder eingefahren, hier in Venedig. Scheint für uns Floyd-Fans nicht gerade ein gutes Pflaster zu sein. 1989, als Pink Floyd spielten, war ich auch angereist. Damals hatten die Organisatoren einfach vergessen, Toiletten, Trink- und Essmöglichkeiten auf dem Markusplatz aufzustellen. Autsch, und dann kamen tatsächlich über 200.000 Menschen. Weshalb es, nachdem Konzert, auch wie auf einer Müllhalde aussah bzw. wie in einem verpissten Männerpissoir roch. Selbstverständlich hat die Presse Pink Floyd die Schuld gegeben. Aber welche Band ist für das Aufstellen von WCs etc. verantwortlich? 17 Jahre später schafft der gleiche Veranstalter Herr Fran Tomasi es nicht, Gilmours Bühne so aufstellen zu lassen, dass sie stehen bleibt, während er spielt. Gott sei Dank hat das Ding nicht während des Konzerts nachgegeben. Nicht auszudenken, was da noch alles hätte passieren können.
Selbstverständlich kam ich mit einigen Leuten ins Gespräch. Fans aus England, Holland, Belgien, Wales, Italien, Österreich und alle waren ziemlich frustriert und wütend. Ich hörte von vielen Amerikanern, Kanadiern und auch Australiern, die nur wegen dieser Konzerte nach Venedig gekommen waren. Meine Güte, wie muss es denen jetzt gerade gehen? Ina und Raig waren aus Berlin angereist.
Schließlich folgte über einen Lautsprecher die offizielle Absage. Ein Prosit auf die Organisatoren, dass die Absage auf Italienisch und englisch durchgesagt wurde. Das hat mich doch ziemlich überrascht. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass die Bühne bis morgen repariert sein müßte und wir wenigstens ein Konzert hier erleben würden. Aber in dieser Hinsicht sollte ich noch eines Besseren belehrt werden.