54 Antworten

  1. Avatar Alexq sagt:

    Also ich war ja bei vielen Floyd-Konzerten, auch Waters. Aber die aktuelle Tour werde ich nicht besuchen. Herr Waters leidet unter einer selektiven Wahrnehmung der Realität. Sein Geschäftsmodell ist die Veranstaltung von großen Shows die, gespickt mit hohem politischen aber zweifelhaften Sendungsbewusstsein, um noch mehr Zuschauer zu Geld viel pro Ticket aus der Nase zu ziehen. Dabei verlässt ihn, je älter er wird, sein Gespür für das, was richtig ist und was nicht. Er steht derzeit was die Ukraine angeht und wie man sich zu Russland positionieren sollte in klarer Linie mit allen anderen Kreml-Apologeten, unterstützt weiterhin die Diktatur in Venezuea und geniesst als Hobby-Sozialist im freien Westen die Möglichkeit, dass zu tun, was er tut. Mich würde nicht wundern, wenn er demnächst seine eigene Show auf RT bekommt.

  2. Avatar GerdM sagt:

    In der Süddeutschen ist am Samstag, den 1.10. ein ganzseitiger Artikel erschienen: "Himmel. Und Hölle – Roger Waters, der große Spalter des Rock'n' Roll, kommt nach Europa. Das wäre unter anderen Umständen eine gute Nachricht". So die Überschrift deines Artikels von Joachim Hentschel. Gut geschrieben.

    • Avatar Hanno sagt:

      Zwar nicht von Alexander Gorkow geschrieben, der offenbar mit Pink Floyd – öffentlich und publizistisch – abgeschlossen hat, aber J. Hentschel und J. Biazza halten in der SZ die Fahne des intelligenten Pop/Rock-Journalismus hoch. Sehr guter Artikel. PS: hier wurde schon wdh. darauf hingewiesen, aber das Gespräch von Gorkow mit Waters aus dem SZ Magazin von 2018 ist unerreicht, um Waters besser zu verstehen.

      • Avatar GerdM sagt:

        Habe jetzt erst "Die Kinder hören Pink Floyd". Habe an etlichen Stellen Tränen gelacht, ist alles so real. Bin zwar deutlich älter, aber die 60er und 70er Jahre ganz gut beschrieben. So, und nun zum Gespräch Gorkows mit Roger: es ist ja nicht im "Draussen scheint die Sonne" abgedruckt. Hast du, Hanno, einen Hinweis, wo man noch an das Interview 'rankommt? Muss das irgendwie übersehen haben.
        Dank im voraus!

        • Avatar Hanno sagt:

          Meines Wissens steht das Interview leider nur im Abbonnenten-Bereich SZ Plus bereit. Ich hoffe immer noch darauf, dass Gorkow seine gesammelten Pink Floyd Essays mal als Buch herausgibt.

  3. Avatar Julian Wolf sagt:

    Irgendwie bin ich beim Lesen der Kommentare an diesem Satz hängengeblieben:
    "Herr Waters leidet unter einer selektiven Wahrnehmung der Realität. "

    Mein erster Instikt war der Gedanke, daß in dem Satz ein Wort falsch gewählt ist:
    "Herr Waters leidet unter einer selektiven Wahrnehmung MEINER Realität."

    Wir erleben momentan eine überwältigende "Meinungsflut" und allzu viele Menschen verwechseln "Meinung" mit "Fakten". Ich persönlich sehe Russland als "den Bösen", allerdings gestehe ich mir auch ein, daß das einfach nur "meine Meinung" ist und daß meine Meinung nicht automatisch einen Anspruch auf "Unfehlbarkeit" hat. So schwerer es wird, "andere" Meinungen zu akzeptieren, so wichtiger scheint es mir, die eigene zu überprüfen.

    So geht es mir immer wieder mit RW: Er stellt starke und polarisierende Meinungen mit einer unheimlichen Wucht in den Raum, die mich dazu zwingen, meine eigene Meinung zu reflektieren und Stellung zu beziehen. Im Kern jedoch scheint mir das, was wir dringend nötig hätten, die bewusste Unterscheidung von "Meinung" und "Tatsache".

    Ja, Waters´ aktuelle Meinung zum Ukraine-Konflikt weicht deutlich von meiner Meinung ab. Doch muss ich meine Meinung wirklich dadurch "beschweren", daß ich in eine Art "Streik" gehe und seine Konzerte nicht merh besuche? Ist es nicht viel sinnvoller, in den Austausch zu gehen mit abweichenden Meinungen und offen zu sein, auch selbst den eigenen Horizont weiter zu öffnen?

    Ich kann sie nicht leiden, die Querdenker, die Putin-Freunde, die North-Stream-2-öffner und die ganzen Populisten, die jetzt schon zu wissen glauben, daß North-Stream von den USA gesprengt wurde. Doch kann ich mir, nur weil ich davon überzeugt bin, im Recht zu sein, erlauben, die Meinung der anderen abtun? Irgendwie wären wir dann ja auch bei einer "Einheitsmeinung", und das ganz ohne Gedankenpolizei und Diktatur.

    Ja, Roger polarisiert. Und ja, auch ich stehe manchmal überrollt da und frage mich, welchen Schwachsinn er da gerade labert. In anderen Momenten bin ich dagegen tief berührt, bei dem Spruch "Bring the boys back home" in The Wall war das definitiv so und bei "Free Julian Assange" wird es in der aktuellen Tour wohl wieder so sein, denn schon bei YT kriege ich da stets eine Gänsehaut und Tränen in den Augen.

    Was auch immer Roger erzählt, mir scheint daß eine Orientierung stets die gleiche ist: Keine Waffen, keine Tote, keine Kriege. Und das wiederum ist eine Einstellung, die ich durchaus nachvollziehen kann! Meine eigene Meinung hat sich nach dem russischen Angriffskrieg zwar geändert, doch ich bin durchaus verunsichert, weil ich damit eine Position aufgegeben habe, von der ich seit locker 20 Jahren überzeugt war.

    Und all das soll keine politische Diskussion sein, es geht mir nicht um die Positionen. Es ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und Meinungsvielfalt. Denn wir können nicht von "Meinungsfreiheit" sprechen und gleichzeitig all die Meinungen verurteilen, die nicht der unseren entsprechen.

    Genau wegen dieser Offenheit anderen Meinungen gegenüber und der Bereitschaft mich selbst zu hinterfragen ist es eben auch klar, daß ich mir die Tour nächstes Jahr ansehen werde. Und ich finde es schade, wenn man sich dafür Rechtfertigen muß, eine (umstrittene) Tour anzugucken. Es ist MEIN Erleben, wenn ich dort bin. Ich verurteile niemanden dafür, daß er nicht hingeht. Und ich glaube es wäre schön, wenn der Austausch über RW weniger darauf fokussiert wäre, anderen die eigene Meinung aufzwingen zu wollen sondern mehr von dem Austausch und dem "Miteinander" dominiert werden.

    Alles Liebe, Julian!

    Alles Liebe, Julian!

    • Avatar Alois sagt:

      Sehr treffend formuliert. Selbstverständlich kann man die Tour, den Musiker oder auch den Menschen Roger Waters boykottieren. Der Tonfall, indem dies Viele, auch hier, jedoch verkünden, ist meiner Ansicht nach aber genau das Problem des Nichtklarkommens mit abweichenden Meinungen. Die Empörung und das sich unbedingt auf die andere Seite stellen müssen, jene der Guten, jene der Richtigen trägt eine Überheblichkeit in sich, die per se keinen Widerspruch duldet. Das finde ich schade und ist dem friedlichen Miteinander nicht zuträglich.
      Noch eine kurze Bemerkung zum Interview: Ich finde es schon immer wieder erstaunlich, wie Texte oder Showprops automatisch der Perspektive Waters' zugeschrieben werden. Als müsse jede Aussage immer subjektiv jene des aktuellen Sprechers oder Schreibers sein.

      • Avatar murph sagt:

        "Noch eine kurze Bemerkung zum Interview: Ich finde es schon immer wieder erstaunlich, wie Texte oder Showprops automatisch der Perspektive Waters' zugeschrieben werden. Als müsse jede Aussage immer subjektiv jene des aktuellen Sprechers oder Schreibers sein."

        Exakt, das ist aber eine Methodik und nennt sich Framing, bzw. kann man es auch "Manufacturing Consent" bezeichnen. Also die ständige Wiederholung von Schlagwörtern und Phrasen ohne Kontext, um damit Fakten und "Wahrheit" vorzutäuschen ("also, wenn es überall so steht wird es schon stimmen!"). Das Ziel ist, dem Publikum vorzugaukeln dass es eine breite Mehrheitsmeinung gibt, die damit die einzig richtige ist.
        Warum wird das gemacht, wer macht das? Naja, überall passiert das m.M.n. Man kann es auch bei unserem Spezialfall schön betrachten: Auf P&S steht die Schlagzeile "RW meint, auf einer Ukraine-Todesliste zu stehen" – die Kommentarfunktion dazu ist ausgeschaltet. Damit werden für einen Großteil der Leser schon einmal Fakten im Kopf geschaffen, weil nicht alle weiterklicken werden. Tut man es jedoch, kommt man zum Interview des RS, wo es ein wenig nuancierter / detailreicher zugeht. Jedoch ist das Interview selbst wieder eine Verkürzung, aber in diesem Fall hat der Journalist einen weiteren Link zum gesamten Gespräch angegeben. Liest man dieses, was wiederum nur ein Bruchteil machen wird, kommen natürlich viel mehr Details. Nicht dass diese ein komplett neues Licht auf die Motivation/Argumente/Ansichten von RW werfen würden, aber beim Lesen wundert man sich (oder eben nicht mehr) wie eine solche lange und substanzielle Konversation auf die eingangs erwähnte Schlagzeile reduziert werden kann.
        Und dies ist eben Framing – es geht in den wenigsten Medien nicht um Austausch, Reflexion, Wissensgewinn, sondern um die Unterstützung und Propaganda der eigenen Auffassung bzw. um die Durchsetzung von Interessen. Und mit Medien meine ich nicht nur Zeitungen, TV, sondern natürlich gerade Social Media, und Webpages mit ihren Foren.

    • Avatar murph sagt:

      Dem kann ich nur 100% zustimmen.

      Wie man auch auf den Kommentarseiten dieser Website sieht, ist das Verständnis für Meinungsaustausch und das Akzeptieren und v.a. Reflektieren anderer (Minderheits-)Meinungen heutzutage zu einem Großteil verlorengegangen. Und das blinde Akzeptieren von und völlige Kritik-Absenz an Schlagzeilen-Journalismus (damit wiederum meine ich nicht P&S), welcher (m.M.n. bewusst) mit einem Freund-Feind-Schema operiert.

      Us and Them.

      History is for fools, memory is a stranger.

    • Avatar Thomas P. sagt:

      Danke Julian, genau triffst Du meine Ansicht, besser hätte ich es auch nicht formulieren können! Du sprichst mir aus meinem Herzen und meiner Seele!
      Herzlichst
      Thomas

      • Avatar Christoph sagt:

        Meines Erachtens geht es hier doch gar nicht darum, '100% Zustimmung' zu erreichen, oder aber die Ansicht von Jemanden 'genau zu treffen'. Die hier von einigen gepflegte Deutung der Kommentarkultur auf Werner's P&S Seite, nämlich die Unterstellung eines 'verlorengegangenes Verständnisses für Meinungsaustausch und das Akzeptieren und vielleicht auch Reflektieren anderer (Minderheits-) Meinungen' kann ich nicht teilen. Viel zutreffender finde ich hingegen die Schlussfolgerung von James Ball, die sich in dem von Werner an anderer Stelle erwähnten Rolling Stone Interview finden lässt und die m.E. sehr gut nachvollziehen lässt, warum mittlerweile so viele eingefleischte Fans Roger Waters den Rücken zukehren oder sich an die Bar verpissen und hier entsprechend enttäuscht ihre Frustration kundtun:

        Waters is an example of how we can construct our own narrative and twist the world to fit in, with no amount of mainstream media, propaganda, or even real-world facts and evidence able to let any light in. It leads us to a nihilistic place, where we are only able to feel compassion for victims that fit our personal narrative, minimising or even actively denying the suffering of others. It’s sufficiently bleak that I feel almost wistful for a world with a shared narrative, even if it’s one controlled by a oh-so-malign media.

    • Avatar Hanno sagt:

      @Julian: ein toller Kommentar, alles sehr richtig und auch ausgewogen formuliert. Einen Punkt will ich ergänzen, der zumindest meinen zunehmenden Unwillen erklärt Waters die Fairness zuzuerkennen, die er zu Recht für seine Meinungsäußerungen einfordert. Hinter seinem Credo "Keine Waffen, keine Toten, keine Kriege" trägt nach meiner Wahrnehmung zunehmend ein striktes schwarz/weiß Schema, dass er, wie er selber 2018 formuliert hat, in die Lager Unterdrückte und Unterdrücker einteilt. Das kann man machen, wenn es dazu dient in Konflikten den schwächeren Kontrahenten hervorzuheben und auf ungerechte bzw, unfaire Kräfteverhältnisse hinzuweisen. Schwierig wird es, und an diesem Punkt ist Waters längst, wenn alle negativen Einflüsse zu einseitig dem Unterdrücker (bei Waters: USA, der Westen, Israel, etc.) zugeschrieben werden. Dort liegt mein Problem, was das Konzert-Erlebnis Waters und die Entscheidung sich mit Waters auseinanderzusetzen ja keinesfalls ausschließt. Shine On Meinungsvielfalt und dir ein schönes, bereicherndes, herausforderndes Konzerterlebnis, Julian 🙂

    • Avatar Marius sagt:

      Find ich auch gut geschrieben. Ganz abgesehen davon gehe zumindest ich auch primär wegen MUSIK auf Konzerte und wenn welche schreiben dass man auf Roger's Konzerten nur politische Botschaften auf Bildschirmen bekommt, dann frag ich mich ob jene ihre Ohren vergessen haben. 😉 Ich war 2018 erstmals auf einem Roger Waters Konzert und auch da gab es schon Kontroversen wegen seiner politischen Einstellung, so weit sogar dass der Bürgermeister in München hier wohl versuchte das Konzert abzusagen. Was ich dann aber erlebte war kein hetzender, einseitiger oder irgendwie negativer Abend eines Politikers, sondern vieles was einen zum Nachdenken anregt, gepaart mit einiger der schönsten Musik die je geschrieben wurde. Ich hatte einen wundervollen Abend und auch wenn ich ihm ebenfalls nicht in allem zustimme, so hab ich bei ihm doch immer das Gefühl dass er es richtig/gut meint und über die Jahrzehnte halt immer verzweifelter und frustrierter wurde. Man merkt diese Themen liegen ihm sehr am Herzen, mehr wahrscheinlich als den meisten von uns, und da geht denk ich oft einfach auch die Emotion mit ihm durch. Ich für meinen Teil freu mich auf die KONZERTE und gehe dort – wie sonst auch – primär wegen der Musik hin, und davon wird erstklassiges dort geboten! Natürlich soll das jeder selbst entscheiden wie er will, aber ich sehe nicht wie er mit dem letzten Konzert 2018 irgendjemandem geschadet hat. Ich hab es als einen sehr harmonischen und friedlichen Abend in Erinnerung der zum nachdenken angeregt hat.

      • Avatar Peter sagt:

        Naja, man wird ja direkt zu Konzertbeginn aufgefordert, sich bitteschön zu verpissen, wenn man nur wegen der Musik kommt und keinen Bock auf seine Politik hat. Zu München 2018 kann ich nicht sagen, aber in Mannheim hat er am Ende eine abscheuliche BDS Propaganda Rede gehalten und gar nicht gemerkt, wie er fast originalgetreu Trump-Zitate, die bei Pigs noch auf der Leinwand standen, wiedergegeben hat ("I am the least antisemitic person you'll ever meet"). Ich bin damals gegangen und habe darum bewusst auf Comfortably Numb verzichtet.

        • Avatar Marius sagt:

          Also ich muss bei der Ansage vor dem Konzert ehrlich gesagt schmunzeln…früher hätte man gesagt das ist Rock'n Roll, heute fühlen sich viele sofort persönlich damit angegriffen. Ich finde es einfach authentisch…er vertritt seine Meinung, die ist ihm wichtig und wenn Leute das nicht sehen wollen, ist's eh verwunderlich dass sie im Konzert sitzen. Es ist schließlich sein Konzert und da bestimmt er. Das gab's ja auf der letzten Tour in Amerika schon wo das den Trump-Unterstützern eben auch nicht gepasst hat und die dann das Konzert verlassen haben. Auf jeden Fall biedert er sich nicht wie viele andere jedem an sodass er möglichst viele Tickets verkauft.

          Und genauso wie viele nun sagen ihnen gefällt nicht was er auf seinen Konzerten von sich gibt und dass sie deswegen nicht hingehen, hat er doch auch das Recht zu sagen "dann braucht ihr auch gar nicht erst zu kommen". Das ergänzt sich doch eigentlich nur. Man sollte in einem Roger Waters Konzert eben nicht was anderes als Roger Waters erwarten. Entsprechend gehen ja auch nun einige nicht hin, passt doch. Soll jeder machen wie er will.

          Bringt ja auch nichts wenn jemand der seine Einstellung nicht mag in sein Konzert geht, nur um sich dann danach darüber zu beschweren dass er genau das gekommen hat was er eh schon nicht sehen wollte.

    • Avatar Peter sagt:

      Ich würde nie auf die Idee kommen, jemanden zu verurteilen, der sich entschieden hat, zu den Konzerten zu gehen. Ich habe selber lange mit mir gerungen und bin für mich zu der Entscheidung gekommen, dass ich nicht einerseits die ukrainische Flagge in sämtlichen Profilbildern haben und mich gegen BDS engagieren und andererseits Roger Waters unterstützen kann. Das ändert nichts daran, dass die Show großartig ist, mir die Setlist und die gespielten Versionen ausgesprochen gut gefallen und ich auch absolute Hochachtung vor den Fähigkeiten von Dave Kilminster und Jon Carin habe.
      Aber wie auch immer, das hat nichts mehr damit zu tun, dass mir einzelne Meinungen einer einzelnen Person nicht mehr passen. Jedes einzelne Interview mit Waters in den letzten Jahren folgt einem Credo: Ich hab recht. Nur ich. WIderspruch wird nicht akzeptiert.
      Jedes Gegenargument des CNN-Interviewers wird arrogant abgetan mit "Lies mehr, Du hast keine Ahnung"..
      Im Rolling Stone auch wieder: Alles was nicht in seinen Kram passt, sind Lügen. Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange: Bullshit. Als dann der Interviewer erwähnt, er sei dabei gewesen, als Assange sämtliche Handlungen eingeräumt hat, ist die Reaktion: Ach bitte, ein aufgerissenes Kondom, an einer schlafenden Frau rumgefummelt, so what? Er ist bedingungslos auf Assanges Seite und weigert sich, auch nur ein klein wenig Kritik an ihm zur Kenntnis zu nehmen. Dass Assange seine Veröffentlichungen vor der US-Wahl 2016 mit der Trump-Campaign koordiniert hatte und damit maßgeblich zur WIederaufnahme der Ermittlungen gegen Clinton beigetragen und Trump zum Wahlsieg verholfen hat (wenigstens zum Teil) wird von ihm nicht gesehen. Assange ist heilig.
      Er tritt für Frieden ein, aber nach seinen Bedingungen. Er hat zum Beispiel kein Problem mit Terroranschlägen der Palästinenser, er hat noch nie den regelmäßigen Raketenbeschuss verurteilt, aber Ukraine soll sich dem Aggressor beugen. Ja, auch ich habe einige Glaubenssätze hinterfragen müssen. Aber das Problem mit dem Pazifismus ist, dass der nur dann funktioniert, wenn alle mitmachen. Aber bei ihm geht es so weit, dass er nicht den Aggressor, sondern den Überfallenen kritisiert und von ihm Verhandlungen verlangt.
      Aber er nimmt keine Gegenargumente mehr zur Kenntnis, sondern verlangt von allen anderen, sich bedingungslos seiner Meinung anzuschließen. Und das mag Altersstarrsin sein, aber ein zu geringes Selbstbewusstsein oder zu wenig Selbstüberzeugung war ja auch noch nie sein Problem.
      Seine gesamten Hasstiraden gegen Gilmour lasse ich mal außen vor, das müssen die Beiden unter sich ausmachen.
      Soweit dann mal – kurz zusammengefasst – meine Meinung.

      • Avatar Marius sagt:

        Das CNN Interview fand ich aber auch nicht gut geführt…hab mir die komplette Fassung angesehen und letzten Endes war der Interviewer auch nicht besser drauf – nur er hat recht und oft hat er Waters gar nicht erst aussprechen lassen und ihn ständig nur unterbrochen. Teils provoziert er ihn regelrecht weil er eben möglichst eine "Schlagzeile" raus holen will – so führt man mMn keine Interviews und ehrlich gesagt war ich überrascht dass Waters ihm persönlich gegenüber doch noch recht freundlich war gegen Ende. Das ist die Art Journalismus die ich echt nicht mag. Er wollte sich nicht mit Waters unterhalten und zumindest versuchen dessen Einstellung zu verstehen, er wollte ihn von Anfang an anprangern und in eine klare Schublade stecken.

        Letzten Endes sind solche Unterhaltungen ohnehin sinnlos da keiner der beiden Seite je was eingesteht – der eine sagt A, der andere B, und für das eigentliche Problem ist es letzten Endes total irrelevant was jene Leute darüber denken, da keiner von ihnen wirklich Einfluss darauf hat. Kann man sich letzten Endes eigentlich auch sparen.

      • Avatar murph sagt:

        "Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange: Bullshit. Als dann der Interviewer erwähnt, er sei dabei gewesen, als Assange sämtliche Handlungen eingeräumt hat, ist die Reaktion: Ach bitte, ein aufgerissenes Kondom, an einer schlafenden Frau rumgefummelt, so what? "

        Das ist einfach komplett falsch. Wie in dem Interview/Full transcript zu lesen ist, hat Assange keine Vergewaltigungsvorwürfe zugegeben (das implizierst du ja wohl mit "sämtliche Handlungen zugegeben" und der zuvor erwähnten Vergewaltigungsvorwürfe). Er sagt wortwörtlich "Es gab keine Vergewaltigung", also genau das Gegenteil von den Worten welche du ihm in den Mund legst.

        Die zweite Behauptung, dass "Assange Trump zum Wahlsieg verholfen hat", ist genau wie belegt? Gibt es dazu statistisch belastbare Untersuchungen? Noch ärger ist die Unterstellung "mit der Trump Campaign koordiniert". Dazu gibt es null Hinweise, nichts.

        Aber eben so läuft das Framing. Wie wiederholen komplett faktenfreie Darstellungen so oft in den Medien, bis sie als Wahrheit gelten.

        • Avatar Peter sagt:

          Sage ich nicht. Er hat die Handlungen zugegeben, aber gesagt, es war keine Vergewaltigung. Mit anderen Worten hat er sie nur anders gewertet.

          • Avatar Murph sagt:

            Damit wären wir bei der Frage: was wären die Handlungen? Gemeinsam Kaffee getrunken? Einvernehmlicher Sex? Vergewaltigung? Wo steht das? Es steht nur da, dass er Vergewaltigung abstreitet.

            Man sieht, es geht dann ins Detail. Und das ist dann die Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden. Selbige haben in dieser an und für sich einfachen Frage 7 Jahre lang ermittelt, ohne dass es jemals zu einer Anklage gekommen wäre. Weil, laut Nils Melzer, “zero evidence”. Darauf kann man sich einen Reim machen.

            Und was eben von deinem Statement hängen bleibt,ob so beabsichtigt oder nicht, ist dass Assange eine Vergewaltigung zugegeben hat. Also genau das Gegenteil von seiner Aussage.

            Und damit wird wieder von der eigentlichen kriminellen Handlung, den Morden durch das US-Miltär, publiziert von Assange, abgelenkt. Das ist das ganze Ziel des Framings in diesem Fall, und es wurde erreicht.

        • Avatar Peter sagt:

          Ok, im ersten Versuch hatte ich Links gepostet, was aber wohl nicht ok ist. Darum so: Es gab Kontakte von Assange zu Roger Stone. Mit diesem wurde die Veröffentlichung der gehackten EMail (wobei ja Wikileaks nach aktuellen Erkenntnissen von Russland versorgt wurde) abgestimmt. So kam eben unmittelbar nach dem Access Hollywood Tape der erste Batzen Emails an die Öffentlichkeit. Assange wurde später auch von Sean Hannity interviewt und da für seinen Mut gefeiert. Assange gab da unumwunden zu, dass er Clinton’s Wahlsieg verhindern wolle. Und ja, ich habe das Interview selbst gesehen.

          Google einfach nach Julian Assange Roger Stone oder Trump Campaign. Da gibt es einige sehr schöne Fundstellen (und nein, nicht irgendwelche obskuren Verschwörungswebsites). Augen verschließen nützt nix.

          • Avatar murph sagt:

            “Da gibt es einige schöne Fundstellen”

            Das ist halt wieder so eine vage Darstellung, wo außer einem schalen Nachgeschmack nichts überbleibt. Stone und Assange hatten nach der Wahl einen kurzen Kontakt über Twitter, das ist alles was gesichert ist. Der andere Kontakt war Manafort, welcher von Assange (zur Amtszeit von Trump) in der Botschaft besuchte und ein Eingeständnis wollte, dass die Emails nicht aus Russland kamen (was Assange verweigerte). Beides geschah nach der Wahl von Trump; damit einen Bezug zur Wahlkampagne von Trump herzustellen erschließt sich mir nicht.
            Es ist halt ähnlich wie die Schmierenkampagne zu den Vorwürfen aus Schweden: das einzige Ziel ist, den Berichterstatter zu diskreditieren da man dem Bericht selbst nichts entgegen zu setzen hat.

  4. Avatar Peter sagt:

    Auf der Rolling Stone Website ist ein aktuelles Interview zum anhören und Download eingestellt. Sorry, aber der Typ ist mittlerweile so durch, es ist einfach nur noch traurig.

    • Felix Untersteiner Felix Untersteiner sagt:

      trifft es auf den Punkt….wird immer schlimmer, schade dachte nie, dass ich jemanden von pink floyd mal so sehen werden…..waters wird keine ukrainische todesliste zum Verhängnis werden, sondern Gevatter Tod, der irgendwann mal anklopfen wird.

      Seine verschobene Wahrnehmung ist ja schon schlimm genug, dass er Amerika hasst sei ihm vergönnt, warum lebt er dort? zahlt er nicht gerne höhere Steuern? Das er sich selbst so wichtig nimmt, sich auf einer Todesliste der Ukraine zu sehen….die haben andere Themen am laufen, als einen 80 jährigen mit Messias-Komplex
      Und immer der Versuch der relativieren….was Russland getan hat steht außer Frage, da gibt es nichts zu relativieren.

  5. Avatar Stephan sagt:

    Ich habe lange mit mir gekämpft, aber nach dem letzten Interview im Rolling Stone habe ich beschlossen das nicht weiter zu unterstützen.

    • Avatar Peter sagt:

      Bei mir das Gleiche. Endgültig. Das Interesse an den Shows ist aber anscheinend auch überschaubar. Auf den ersten Blick scheinen auf jeden Fall noch ca. 50% der Tickets in sämtlichen Kategorien vorhanden zu sein. Wenn ich mir anschaue, wie schnell die The Wall Shows oder Gilmours letzte Tournee ausverkauft waren, scheint sich da wohl doch einiges geändert zu haben, wahrscheinlich für viele die unverschämt teuren Tickets aber wohl auch die Tatsache, dass er langsam aber sicher endgültig den Bezug zur Realität verloren hat. Mal sehen, wer wieder dran schuld sein wird, wenn die Konzerte hier nicht so gut laufen. Wahrscheinlich Gilmour, weil er Promotion auf der Floyd Website nicht zulässt. Oder die israelische Lobby.

    • Avatar Philipp sagt:

      Es wird wirklich immer skurriler. Ich verpiss mich ebenfalls an die Bar.

  6. Avatar Thomas Kern sagt:

    …and the worms ate into his brain….

    Nö – bin auch raus. Wir wären in Frankfurt mit insgesamt sechs Leuten gewesen.

    Bleibt gesund und dem Werner treu!

    LG

  7. Avatar Christoph sagt:

    Roger's metamorphosis: "The Piper At The Gates Of Dawn" has turned into "The Pied Piper Of Hamelin".

  8. Avatar GerdM sagt:

    Komisch, habe eben eine Fotosession seines Konzertes in Glendale gesehen. Abgesehen von einigen monumentalistischen Bühnenbildern hat mich doch ein großes Foto von Rick sehr irritiert. Rogers Ansage zu diesem Foto konnte ich nicht hören, aber, war es nicht Roger, der Rick seinerzeit sagte, er solle sich an die Bar verpissen? Späte Reue? Glaube ich eher nicht.

    • Avatar Manuel sagt:

      So weit ich gelesen habe, hat er von allen Floyds Fotos in seiner Show, abgesehen von Gilmour. Die anderen bzw. deren Erben würde IMHO gut daran tun ihn aufzufordern das zu unterlassen. Basierend auf seinen aktuellen Äußerungen dürfte das Gerichtlich sogar durchsetzbar sein.

      • Avatar murph sagt:

        "Basierend auf seinen aktuellen Äußerungen dürfte das Gerichtlich sogar durchsetzbar sein."

        Hmh, man sollte zu einer Sache A rechtlich im Nachteil sein, weil man zu einer von A komplett unabhängigen Sache B eine bestimmte Meinung hat?

        Da wären wir wieder in 1984 angelangt, wo alle im Sinne des großen Bruders nur eine Meinung vertreten dürfen. Und was so gerne angekreidet wird, wenn es in anderen Ländern vorkommt.

        Zum Glück ist es noch nicht so weit, auch wenn viele es begrüßen würden. In Ländern wie in Russland oder China wird das EInheitsdenken von oben verordnet, bei uns kommt das ganz basisdemokratisch von unten, wie man hier sieht! Immer wieder schön zu sehen wie Manufacturing Consent im freien Westen funktioniert…

        • Avatar Christian sagt:

          @murph: Danke 🙂

          Und um das Thema zu wechseln: Seit Donnerstag will ich mir für den 6. April in Amsterdam noch Tickets für Roger sichern – ich komme aber immer wieder zu einer Fehlermeldung der Website. Haben das andere auch oder hat jemand eine Ahnung, woran es liegen könnte? (Wieder eine sich anbahnende Absage wie in Krakow?) Andere Termine lassen sich über ticketmaster problemlos kaufen…

    • Avatar Peter sagt:

      Obwohl ich derzeit kein gutes Haar an ihm lasse und mit ihm auch soweit fertig bin, hier muss ich mal ‚ne Lanze brechen. Mit Richard Wright gab es wohl eine gewisse Aussöhnung. Wright hatte zu der damaligen Zeit extreme Drogenprobleme und kein wirkliches Interesse mehr an der Band. Auch Gilmour war an dem Rausschmiss nicht ganz unbeteiligt (er war auf jeden Fall nicht dagegen) und sagt auch selber „Richard lost his way in the late seventies“. Dass er ihn 87 zurück geholt hat, hatte auch nicht nur rein altruistische Gründe, sondern auch die Verstärkung der eigenen Rechtsposition als Hintergrund. Drum war Wright auf AMLoR auch nur als Gastmusiker aufgeführt.

  9. Avatar scarecrow sagt:

    Ich bin bei der Tour auch raus. Und das nicht mal wegen Rogers‘ immer seltsameren Aussagen. Die Ticketpreise sind einfach zu hoch. Zumindest wenn man einen einigermaßen guten Platz haben möchte. Mit Anfahrt und Hotel ist man da schon bei einen kleinen Urlaub. Außerdem haben mich das letzte Album und die letzte Tour von Waters nicht wirklich abgeholt.
    Der große Ansturm auf die Tickets ist ja bisher wohl auch ausgeblieben wenn ich mir bei Eventim die Saalpläne so anschaue.

  10. Avatar Sven sagt:

    Ich werde auf jeden Fall gehen, es ist sicherlich das letzte Mal. Nach 2x Berlin und 1x Düsseldorf kommt jetzt Frankfurt hinzu. Klar, die Reise und Übernachtung kostet, die Karten auch, irgendjemand schrieb, das sei ja wie ein kleiner Urlaub – und genau das ist es für mich. Die Show muss mega sein, Kunst kann durchaus zu Auseinandersetzung anregen und die Meinung von Waters ist, wie viele bestätigen, nicht vollends abwegig. Und falls ich irgendwann an der goldenen Pforte stehe kann ich sagen: ich war im Widerstand gegen Kriege, Verfolgung, religiösen Wahnsinn und den ganzen Shit, auch wenn manches Statement überzogen erscheinen mag, hier die Karten. 😉
    Cheers

  11. Avatar Julian Wolf sagt:

    Oben wurde geschrieben:

    "Naja, man wird ja direkt zu Konzertbeginn aufgefordert, sich bitteschön zu verpissen, wenn man nur wegen der Musik kommt und keinen Bock auf seine Politik hat."

    In Wirklichkeit steht aber folgendes am Anfang der Show:

    "… if you´re one of those "I love Pink Floyd but I can´t stand Roger´s politics" people you might do well to fuck off to the bar right now."

    Für mich sind das zwei sehr unterschiedliche Aussagen zu sein. Wollte ich nur mal so anmerken.

    Alles Liebe, Julian!

  12. Avatar Frank sagt:

    Der Versuch ein Rockkonzert wegen einer zweifelhaften politischen Meinung zu unterbinden, ist kein Ausdruck einer gesunden Demokratie.

    • Felix Untersteiner Felix Untersteiner sagt:

      achso? warum denn das? was wäre denn mit rechts rock konzerten, dass könnte man zb als "zweifelhaft politisch" deklarieren. demokratie ist sehr gutmütig und lässt sich vorallem von denen gut ausnutzen die sie eigentlich verabscheuen.

      bei waters ist es etwas komplexer und anders gelagert, aber er setzt sich ja mittlerweile auch schon zum spotify impfhasser und Verschwörungs-sepp Joe Rogan, wegen dem Neil Young und co spotify verlassen haben. Er umgibt sich aktuell nur mit den Besten.

      Ich persönlich sehe es als nur natürlich an ein waters konzert nicht mehr zu besuchen, und das aus vielschichtigen Gründen.

      • Avatar Patrick sagt:

        Am Ende ist es doch jedem selbst überlassen ob er zu Waters geht oder nicht. Ich kann ihn mir auch ansehen und trotzdem denken "naja, Rog, das ist jetzt SEHR schwarz/weiß gezeichnet". Die meisten die im Saal sitzen wollen eine gute Show mit einem ex Floyd. Die kommen sicher nicht mit einer Gehirnwäsche Abends da raus. Am Ende ist das Konzert wohl wirklich eine Kritik an das System USA. Geschrieben 2020…also vor dem Konflikt. Mich stört übrigens aber immer etwas der Vorwurf Waters sei Antisemit. Er Kritisiert Israel, er ruft aber doch nicht dazu auf Juden zu hassen oder ihnen was anzutun. Waters hat, meine ich, ein Problem mit jeder Religion. Übrigens gibt es Deutschland ja auch noch andere Band wie BöseOnkelz die auch ungehindert Konzerte geben dürfen. Sowas spült da irgendwo auch wieder Geld in die Stadtkasse. Wer würde denn am Ende wieder für ein Abgesagtes Konzert aufkommen.
        Man sollte mit der Thematik meines Erachtens einfach bisschen lässiger umgehen. Geh hin wenn du bock hast (das ist ok), bleib zuhause wenn nicht (das ist auch ok). Fertig! Die Politik sollte sich vielleicht um wichtigere Dinge kümmern.

  13. Avatar Peter sagt:

    Als Mann vom Fach kann ich sagen, dass der Versuch der Stadt München zum Scheitern verurteilt ist. Denen ist schon ihr Versuch, BDS Veranstaltungen zu verhindern vom Bundesverwaltungsgericht um die Ohren gehauen worden und die Kunstfreiheit hängt nochmal höher. So sehr ich mir gewünscht hätte, dass sich kein deutscher Veranstalter für die Tour findet, solange keine Straftaten begangen werden – und damit dürfte kaum zu rechnen sein – gibt es jetzt keine Handhabe mehr dagegen.

    • Avatar Marius sagt:

      Das kann man nur hoffen dass das nicht klappt. Mit Demokratie hätte das definitiv nichts mehr zu tun, zumal ich mich frage wovor man denn so große Angst hat? Dass Waters bei seinen Konzerten eine eigene Armee rekrutiert und dann für Russland kämpft??

      Das letzte Münchner Konzert 2018 wollte der Bürgermeister auch schon absagen und das war zumindest für mich eins der tollsten Konzerte das ich je gesehen habe, wo mir die politischen Meinungen eher beiläufig im Gedächtnis blieben, ich mich in erster Linie aber an die über 2 Stunden wundervolle Musik erinnere und die tolle visuelle Darstellung mit der riesen Battersea Power Station sowie die Laser-Pyramide.

      Der Bürgermeister soll sich lieber um wichtige Sachen kümmern wo wirklich jemand von profitiert, aber ein Konzert absagen zu wollen das – trotz manch fragwürdiger Äußerung – durchgehend großartig dargebotene Musik bietet und in keinster Weise zu Gewalt animiert, ist doch Schwachsinn!

      • Avatar GerdM sagt:

        Grundlage einer/s angedachten Absage/Verbotes ist ja wohl der Beschluss des Bundestages zum BDS. Welche "tolle" Auswirkungen das hat, konnte mensch ja bei der Documenta sehen. Kein Staat der Welt hat einen gleichgelagerten BDS-Boykott-Beschluss. Es soll doch einjeder nach seiner Facon seelig werden.

        • Avatar Peter sagt:

          Welche Auswirkungen meinst Du? Dass offen antisemitische Machwerke entfernt wurden? Stimmt, das geht nicht.
          Grundlage ist nicht der (nichtbindende) Beschluss des Bundestages, sondern der Beschluss des Rates der Stadt München, BDS und Sympathisanten von der Nutzung sämtlicher öffentlicher Einrichtungen auszuschließen. Ein darauf gestütztes Verbot wurde Anfang des Jahres vom BVerwG aufgehoben, da es ein unzulässiger Eingriff in die Meinungsfreiheit darstellt.
          Aber „jeder soll nach seiner Façon selig werden“ ist mal ne Aussage. Die einen wollen halt Israel dem Erdboden gleichmachen, aber ‍♂️

          • Avatar GerdM sagt:

            Hast du die nicht die Schlussdokumente zur Dokumenta angeschaut? Und "offen antisemitische Machwerke", das ist umstritten.
            Der Polizist mit Helm, Judenstern und "Mossad" auf seiner Kleidung ist auf einem 20-Jahre alten Agitprop-Gemälde gegen Unterdrückung in Indonesien (?), bei dem fast alle westlichen Geheimdienste bei der Unterdrückung von Protestbewegungen beteiligt waren. Wird hier aber als antisemitisch klassifiziert.
            Ich, als strengläubiger Atheist, bin es leid, immer Debatten über Religionen mitmachen zu müssen. Wie sagte schon Kalle Marx: "Religion ist Opium für's Volk". Da hatte er, und hat noch immer, recht.
            Kümmern wir uns doch lieber um die Musik von Pink Floyd und ihrer Mitglieder.

      • Avatar murph sagt:

        "Der Bürgermeister soll sich lieber um wichtige Sachen kümmern wo wirklich jemand von profitiert,"

        Ohne die Münchner Lokalpolitik zu kennen, ist das in solchen Angelegenheiten immer wieder ein wichtiger Punkt der zu beachten ist. Denn solche Symbol-Politik ist zumeist gewünschte Ablenkung von anderen Problemfeldern; hier lassen sich sehr gut Emotionen steuern, Schlagzeilen dominieren, die eigene Basis vereinen, und zahlende Einflussnehmer zufriedenstellen. Das sollte man dabei immer bedenken.

        "Der Versuch ein Rockkonzert wegen einer zweifelhaften politischen Meinung zu unterbinden, ist kein Ausdruck einer gesunden Demokratie."
        Sehe ich genauso. Eine Demokratie lebt von verschiedenen Meinungen, ob diese nun rechts, links, nationalistisch, marxistisch, religiös, neoliberal, anarchistisch, etc. etc. dominiert/motiviert sind. Wie weit sind wir gekommen, dass Meinungs- und Redefreiheit einen so geringen Stellenwert haben, bzw. wir als gesellschaftlichen Gruppen immer weniger Interesse an anderen Meinungen haben?
        Die Grenze ist das Strafrecht, denn eine zweite Säule der Demokratie ist der Rechtsstaat. Und ein Konzert / kulturelles Event ist ein Geschehen im öffentlichen Raum, und damit auch ein Platz wo Meinungen deponiert und ausgetauscht werden. Wenn ein Bürgermeister ohne strafrechtliche Begründung bzw. Grundlage hier Zensur erwirken will, ist dies nichts anderes als ein diktatorisches Verhalten welches so gerne (und zurecht) in Belarus, Russland, China etc. kritisiert wird.
        Eine letzte allgemeine Anmerkung habe ich noch zum Begriff "zweifelhafte politische Meinung": Ich persönlich finde den Begriff "zweifelhaft" hier sehr problematisch. Zweifeln kann, soll, und muss jeder für sich selbst, aber in einer öffentlichen Diskussion wird damit automatisch impliziert, dass die Mehrheitsmeinung "richtiger" (weil offenbar unzweifelhaft) ist, und die Minderheitsmeinung weniger wert ist.

        • Avatar Peter sagt:

          Peter Reiter hat sich schon bei der Us & Them Tour mit Waters angelegt, das würde ich jetzt nicht als reine PR-Aktion abtun. Die Stadt München hat ja selber einen absoluten Unereinbarkeitsbeschluss mit der BDS-Bewegung gefasst, der ihnen – als sie einen kommunalen Raum nicht überlassen wollten – vom BVerwG um die Ohren gehauen wurde. Allerdings ging es da eher um die formale Frage, dass ein Ratsbeschluss keine taugliche Rechtsgrundlage zur Beschränkung der Meinungsfreiheit darstellt.
          Und es gibt in Deutschland keine absolute Redefreiheit wie in den USA, sondern eine Meinungsfreiheit, die in zahlreichen Gesetzen und vor allem den Rechten anderer Grenzen findet.
          Von der deutschen Geschichte ausgehend ist auch die Grenze des Erträglichen dann erreicht, sobald Antisemitismus mit im Spiel ist. Dass ein Konzert kritisch gesehen wird, auf dem in dieser Hinsicht zumindest umstrittene Äußerungen propagiert werden, sehe ich nicht als problematisch an. Und dass einem Bürgermeister der Ruf seiner Stadt wichtig ist und eben nicht will, dass diese Ansichten dort propagiert werden, halte ich nicht für problematisch. Allerdings unterliegt das Konzert der Kunstfreiheit, die Stadt München hat den Ort regelmäßig an internationale Künstler vermietet, darum besteht alleine aus dem Grund der Selbstbindung der Verwaltung keine Möglichkeit, das KOnzert zu untersagen.
          Und zum Thema "zweifelhafte" Meinung: Es gibt Leute die glauben, die Bundesrepublik existiere gar nicht. Oder dass die Erde eine Scheibe ist. Oder das hinter allem auf dieser Welt jüdische Puppenspieler stecken (Waters). Oder dass es sich bei dem aktuellen Krieg um einen Krieg der USA gegen Russland auf ukrainischem Boden handelt. Da finde ich, dass die Bezeichnung "zweifelhaft" noch großzügig ist. Schwachsinn trifft es eher.
          Und ein Problem bei Waters ist: Er bringt seine Meinung in einer wuchtigen Inszenierung an die Leute. Und das kommt schon einer ziemlichen Propaganda Show gleich. Die aktuelle Tour ist nicht ganz so holzhammerartig wie die Us & Them Tour, aber zB Powers that be stellt ja Opfer staatlicher Gewalt dar, wirft diese alle in einen Topf und vermeidet hier jedwede Differenzierung, die aber bei einigen (nicht bei allen Namen) durchaus geboten wäre. Und solche Shows sind nicht unbedenklich.
          Aber wie gesagt, da sich mit FKP Scorpio leider ein Veranstalter gefunden hat, gibt es keine rechtliche Handhabe gegen diese Konzerte.

          • Avatar murph sagt:

            Nun ja, die Meinung dass es sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen USA/Westen und Russland handelt, teile ich auch. Kann meine Meinung/Sichtweise auch mit historischen Abläufen und Fakten begründen, aber P&S ist nicht der Platz dafür. Habe auch kein Problem damit, wenn in einer persönlichen Diskussion diese Meinung als zweifelhaft oder schwachsinnig bezeichnet wird. Im öffentlichen Diskurs, finde ich jedoch, sollte man möglichst rational, objektiv, nicht wertend, und faktenbasiert bleiben, weil gerade in den sozialen Medien die Grenze zwischen vermeintlichen Fakten und Meinungsäußerung sehr unscharf ist. Z.B. die implizierte Behauptung, dass BDS und RW antisemitisch sind, ist eine persönliche Wertung, die letztenendes (gerade in Deutschland) Zensur bewirken wird und vielleicht auch soll. Wiederum, hier ist nicht der Platz für diese Diskussion, nur der Hinweis dass Kritik oder Ablehnung der Politik der israelischen Regierung m.M.n. nicht Antisemitismus ist.

  14. Avatar Francesco sagt:

    This is not… going to happen.
    Congratulation for your epic f*ck-up, Mr. Waters.

  15. Avatar Nicolas sagt:

    Ich wollte nach dem Sitzplan für das Konzert in Berlin fragen. Auf der einen Seite (101-104) sind die Preise erheblich teurer als auf der anderen Seite (205-208). Ist das so, weil Roger die meiste Zeit des Konzerts auf dieser Seite verbringt, wie ich in Foren über Konzerte in den USA gelesen habe? Ich möchte wissen, in welchem Sektor ich meine Fahrkarte erhalten werde

    • Avatar Marcus sagt:

      Stell dir, falls im Saalplan eingetragen, die Technik/ das Mischpult im Rücken vor. Dann bespielt Roger die rechte Längsseite häufiger. Ist aber ohne Gewähr was im Saalplan eingetragen wird, falls die Crew vor Ort beim Aufbau feststellt, es muss getauscht werden, ist die „Schaltzentrale" plötzlich auf der gegeüberliegenden Seite zu finden. Dann wendet sich das Blatt, da immer von der Blickrichtung der Techniker aus, Roger mit Gus und Jonathan rechts platziert werden. Auf der gegenüberliegenden Seite entsprechend Dave, Jon und Robert. Es bleibt ein gewisses Risiko, sich auf die ausgerufenen höheren Preise zu verlassen, dass das auch tatsächlich "Rogers" Seite ist. Ich habe 4 Shows in Nordamerika gesehen und habe mich nicht minder unterhalten gefühlt auf der mutmaßlich schlechteren Längsseite.

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