Under the Moon of Taormina!

von GeckoFloyd

Die Geschichte mal eine Reise nach Sizilien zu machen beginnt schon vor vielen Jahren. Meine Lebensgefährtin hat einen alten Bekannten, Nunzio, der aus Sizilien stammt, schon lange in Deutschland lebt und uns immer wieder von seiner Heimat – im Besonderen Taormina – vorgeschwärmt hat und so stand das schon lange auf unserer Agenda. Als ich erfuhr, das Nick‘s Saucers dort spielen und das auch noch in einem alten griechischen Amphitheater war klar, da sind wir dabei 😉

Wir weilten schon ein paar Tage auf der Insel, bis sich dann einen Tag vor dem Konzert nachmittags mein lieber russischer Freund Gleb – angereist aus Malta, wo er tags zuvor die Saucers sah – zu uns gesellte. Da saßen wir gerade an der Isolabella unsere Füsse im Wasser baumelnd, wie schön das Wiedersehen an diesem schönen Ort 🙂 Nach dem ein oder anderen Aperol-Spritz hatten wir noch einen gemütlichen Abend und schmiedeten unsere Pläne für den nächsten Tag, nämlich einen Ausflug zum Ätna zu machen, immerhin der höchste aktive Vulkan Europas. 

Ich kannte den Ätna bisher nur namentlich aus dem Kreuzworträtsel, doch wurde bald eines besseren belehrt. 

Up the Vulcano

Am nächsten Tag ging es sehr früh los, erst mal mit dem Bus zur über 2000 Meter gelegenen Anhöhe. Wir trafen uns mit Gleb beim Busbahnhof und auf den Weg dorthin, lief uns – kaum zu glauben – plötzlich schnurstracks Lee Harris auf dem schmalen Weg entgegen. Er war allein und sah sehr in sich gekehrt aus und ich finde, es wäre unpassend gewesen ihn anzusprechen. Trotzdem war ich deshalb aufgeregt, konnte es doch klar bedeuten, das die Band und Nick ganz in der Nähe untergebracht sind, so war es auch.

Doch noch kurz weiter mit „Donna Vulcano“- die Trekking-Führerin sagte zu meinem Erstaunen der Äthna sei weiblich anzusprechen, ok. Der Aufstieg bei Mittagshitze war heftig, als wir dann im letzten Drittel des Weges eine Pause machten, war um uns herum nur noch eine gespenstische Mondschaft zu sehen – sehr faszinierend! Es handelte sich um das Krater-Gebiet des großen Ausbruchs aus dem Jahre 2002. Als die Trekking-Führerin wieder sagte „Let‘s go“, sagte ich nur „Beam me Up, Scotty!“ worauf ich von ihr und der gesamten Reisegruppe nur ein schallendes Gelächter vernahm 😉 Das schöne an so Touren ist ja die Belohnung, die man am Ende bekommt, nämlich die schöne Aussicht! Beim Abstieg sind wir einen Sandweg runter, das war abenteuerlich und meine Schuhe und Socken waren am Ende komplett mit Sand gefüllt, unglaublich, was da alles in meine Schuhe rein passt. Als Souvenir habe ich, stupido, mir einen heftigen Sonnenbrand am Genick mitgenommen.

Schließlich ging es mit dem Bus zurück nach Taormina, wir stärkten uns mit Pizza „Etna“ und machten uns auf der Hauptflaniermeile bummelnd auf den Weg zum Amphitheater, war ja noch genügend Zeit, ca. 45 Minuten vor dem Konzert als uns ein sehr gestresster Dom Beken entgegenkam, Gleb rief ihm zu „Are you lost? We can show you the way“ (Hast Du Dich verlaufen, wir können Dir den Weg zeigen), doch Dom lief mit einem „No time, guys“ davon. Wir fragten uns, oje, schafft er das noch bis zum Auftritt, aber sie werden ja wohl nicht ohne ihn anfangen.

Schöner als Pompeii…

Angekommen im Teatro Antico genossen wir die Atmosphäre, mir viel gleich auf, es gab im Theater keine Möglichkeit Getränke zu kaufen, nicht schlecht, war damit also auch ausgeschlossen, das jemand während dem Konzert aufsteht, um welche zu kaufen. Auf den ersten Blick zur Bühne vermisste ich zunächst das bekannte große Hintergrund-Plakat, das bei den anderen acht Konzerten denen ich zuvor beiwohnte angebracht war. Stattdessen zwischen den Ruinen der offene Blick zum in der Ferne rauchenden Äthna, was für ein majestätischer Anblick, wunderbar! Wenn auch nur für kurze Zeit, denn nach Sonnenuntergang war es finster und kein Äthna mehr zu sehn.

Es ertönten die Soundeffekte, der Dampf aus der Nebelmaschine passte hervorragend ins Bild, das „Why does it have so terrible loud“ ertönte und die Band legte in gewohnter Manier los, und war wieder super drauf! Der Sound war phantastisch, der Bass in der fünften Reihe, in der wir saßen einfach phänomenal druckvoll. Die Licht-Effekte kamen auf den antiken Säulen im Hintergrund ganz phantastisch zur Geltung, und sehr mystisch. Nick machte wieder seine spaßige Ansage „We‘re not the italian David Gilmour nor the Australian Roger Waters…“ – Guy Pratt schaute des öfteren zu seiner anwesenden Frau. Bei seiner Ansprache, sagte er, er war hier schon zweimal im Urlaub mit seiner besseren Hälfte, die er grüßte und dass er es bedauere, dass vor drei Jahren das Taormina-Konzert von David Gilmour nach Pompeii verlegt wurde. Darauf ergänzte Gary Kemp „this place is much nicer than Pompeii, don’t you think so“ worauf die italienischen Fans mit Begeisterung applaudierten. 

Es gab keine Veränderungen bei der Setlist, bei „Set the controls…“ sagte Gary Kemp „Look at the moon above, can there be a better place for this song?“ Bei „One Of These Days“ hatte Guy massive Probleme mit seinen Effekt-Pedalen und ein Techniker kam und hantierte, bis Guy schließlich slappend im richtigen Echo-Effekt-Rhytmus das Intro in gewohnter Manier intonierte, wie wir es alle lange kennen und lieben. Beim „Nile Song“ machte er übrigens auch nicht mehr den Witz mit Gilmour, das finde ich auch gut so! 

Schließlich war alles wieder viel zu schnell vorbei und schon befanden wir uns wieder bei den Zugaben vor der Bühne. Ich sah Guy Pratt direkt in die rötlichen Augen und würde mal sagen, er war nicht mehr ganz so nüchtern 😉 Am Ende konnte ich diesmal ein pinkfarbenes Gitarren-Plektrum von Lee Harris fangen, cool, darauf ist auch seine Signatur gedruckt – wie bei dem von Guy. Die Band verneigte sich und die Fans feierten frenetisch, man sieht es auf den Bildern, wie Nick & Co sich sehr darüber freuten. 

After Show

Nach der Show verweilten wir noch am Eingang, rechts daneben ein Luxushotel mit Wellness und Bar, völlig uneinsehbar von außen, nein dort war – wie Gleb raus gefunden hatte – die Band nicht untergebracht. Doch nach einer Weile – Gleb war um den Block gegangen um andere Ausgänge zu checken, kamen plötzlich Guy Pratt mit seiner Frau und Gary Kemp heraus, es waren noch 5-6 sehr junge italienische Fans da, die zuvor schon aufgeben wollten und denen ich Mut machte, noch etwas zu warten, ja und wir wurden belohnt. Ich hatte das 2019er Tour-Plakat am Merchandise-Stand (der witzigerweise außerhalb des Theaters war) gekauft und Gary und Guy unterschrieben mir freundlicherweise darauf, beide waren zu Späßen aufgelegt und gut drauf. Schließlich verschwanden sie einfach zu Fuß in der Menge. Ganz klar, denn zu Fuss ist in Taormina alles viel schneller erreichbar! Dann kam Gleb zurück, hatte die beiden leider verpasst, doch es ging schlag auf schlag, denn plötzlich kam Lee Harris aus dem Hotel und direkt auf uns zu, auch er war sehr aufgeschlossen und sehr nett, uns auch er ging dann einfach die Straße runter und verschwand.

Schließlich verging noch etwas Zeit, bis vor uns ein völlig Unbekannter stand und sagte „You are waiting for Mr. Mason, right? Let‘s see, what i can do for you“, kaum gesagt, verschwand er ins Hotel und nach ein paar Minuten kam er mit Nick Mason raus, der uns sehr herzlich begrüßte und alle Autogramm und Foto-Wünsche erfüllte. Gleb und ich waren uns einig, so ausgelassen hatten wir ihn noch nicht erlebt. Schließlich ging Nick zurück ins Hotel und die italienischen Fans trudelten glücklich nach Hause, wir aber blieben noch, denn ich wollte nun doch noch das letzte fehlende Autogramm auf das Poster, nämlich das von Dom Beken. Auf ihn mussten wir noch etwas warten, aber auch er kam, sichtlich angeheitert mit weiblicher Begleitung und erfüllte unsere Autogrammwünsche, als ich zu ihm sagte, „Look, Dom, you are the last left on this“ antwortete er „Really, oh no, were do you want me to sign it“, so wirklich nett von ihm und ich deutete auf die noch leere Stelle. So verschwand auch er denn zu Fuß des Weges in die dunkle Nacht. „See you again at Loreley!“

Wow, das war ein toller Tag und werde ich so schnell nicht vergessen. Grazie mille. Thank you very much indeed. 

Konzert-Statistik:

Spielstätte: Teatro Antico
Plätze: 3.000
Adresse: Via del Teatro Greco, 98039 Taormina
Tickets: € 53 bis € 100
Einlass: 20:30 Uhr, Showtime: 21:45 Uhr

Band:

Nick Mason: Drums, Percussion, Gong
Gary Kemp: Gitarre, Gesang
Guy Pratt: Bass, Gesang, Cymbal, Gong
Lee Harris: Gitarren, Gesang
Dom Beken: Keyboards, Gesang

Setlist:

01. Interstellar Overdrive
02. Astronomy Domine
03. Lucifer Sam
04. Fearless
05. Obscured by Clouds
06. When You’re In
07. Remember a Day
08. Arnold Layne
09. Vegetable Man
10. If
11. Atom Heart Mother (If reprise)
12. The Nile Song
13. Green Is the Colour
14. Let There Be More Light
15. Childhood’s End
16. Set the Controls for the Heart of the Sun
17. See Emily Play
18. Bike
19. One of These Days
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20. A Saucerful of Secrets
21. Point Me At The Sky

Ich danke GeckoFloyd für diesen Reisebericht!

15 Antworten

  1. Avatar Hanno sagt:

    Italien ist irgendwie Pink Floyd Land Nr. 1 🙂

  2. Avatar GeckoFloyd sagt:

    Tada! Wunderschöne Location! Kurz und bündig mit Partnerin besprochen, und was kam raus, na warum nicht wieder Urlaub in Italien bei brühender Hitze und ein Floyd-Member live geniessen, davor Pizza und ein kühles Bier? Bin dabei in Reihe Y (sechste, wenn ich dem Plan glauben darf) 😉 Schönes Wochenende!

    • Werner Werner sagt:

      Toll! Sicherlich ein sehr besonderer Ort für ein Konzert! Mason’s Saucerful spielen an einem Ort der Pompeji sicherlich am nächsten kommt! Wer weiß vielleicht entdeckst du Filmkameras, wenn du in Reihe Y Platz nimmst!! Gut zu wissen jemanden dort zu haben! 🙂

  3. Avatar Udo sagt:

    Warum beneide ich euch um euren südlichen Wohnort!? 😉

  4. Werner Werner sagt:

    Danke Oliver für deinen Bericht! So eine Etna Pizza wäre jetzt gut! 😉

  5. Avatar Marcus sagt:

    Ganz toller Bericht von einem Tag/Abend voller sich überschlagender Ereignisse! Fast als wäre man dabei gewesen 😉 Und sehr schöne Bilder einer beeindruckenden Kulisse!

  6. Avatar Mike Schneider sagt:

    Auch die Fotos sind sehr schön 😉 GeckoFloyd.

  7. Avatar Holger sagt:

    WOW……………………ich bin nicht neidisch auf dich, im Gegenteil……..dir gönne ich es von Herzen!!!
    Eben weil du ein Super- Symphatischer Pfundskerl bist…………
    Danke und weiter so!

  8. Avatar Jens sagt:

    🙂 danke für den Bericht Gecko, ich konnte mitfühlen… danke auch an Gleb, konnte es kaum glauben Euch schon wieder gemeinsam mit H bei der Pizza zu sehen…!!!
    dass nenn ich mal Globalisierung.

  9. Ina Ina sagt:

    Super Bericht. Ein rundum gelungener Kurzurlaub mit fantastischem Ende. Danke, dass du dein Konzerterlebnis mit uns geteilt hast. Sehr schöne Fotos!
    Das Konzetposter mit den Autogrammen der ganzen Band musst du dir unbedingt gerahmt aufhängen!

  10. Andreas Möller Andreas Möller sagt:

    Was für ein ebenso toller wie emotionaler Bericht Oliver. Sehr schön zu lesen und ich gönne Dir dieses Erlebnis von Herzen. Die Location ist ja (neben Pompeii) wirklich ein Traum für solch ein Konzert und die zusätzlichen Erlebnisse wie das Sahnehäubchen obendrauf.

  11. Avatar Lothar sagt:

    einfach GEILE!

  12. Avatar GeckoFloyd sagt:

    Ladies and Gentleman, from the bottom of my heart thank you very much indeed 😉 Es war mir wie immer eine Ehre 😉

  13. Avatar Uwe S. sagt:

    Tolle Location und noch besserer Bericht!
    Diese alten Theater passen super zur Musik von Floyd

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