Snowy White und Dave Kilminster wollen nicht B-Version von Gilmour sein!

29.7.2011: In der Zeitschrift “Gitarre&Bass” 8/2011, gibt es neben einem Bericht über die Waters The Wall Tour auch ein Interview mit Snowy White und Dave Kilminster zu lesen. Snowy ist ja bekannt dafür, dass er fast ausschließlich mit seiner Gibson Les Paul Goldtop spielt. Für einige Lieder von The Wall hat er jedoch einen anderen Gitarren-Sound benötigt. 

Nach kurzer Suche hat er sich dann für den Nachbau der David Gilmour Fender Stratocaster entschieden! Ein kleines bisschen David Gilmour war also bei jeder Wall Show dabei 😉

Snowy White und David Kilminster Interview, Gitarre&Bass
Hamburg O2 World 10. Juni 2011

Wie sahen denn die ersten Schritte zum The Wall Projekt aus?

Snowy White: Das Management erklärte mir: “Dies sind Rogers Pläne und das ist sein Angebot. Ist das okay für dich?”, ich antwortete: “Ja klar, ich bin dabei”, und machte mich daran, mir The Wall noch einmal ganz genau anzuhören.

Snowy war es für dich ein Deja Vu als du The Wall wieder ausgrubst?

Snowy White: Um ehrlich zu sein: Ich mag das Album heute lieber als damals. Ich kannte von damals noch vieles, was ich damals aufgenommen habe. Aber vor den ersten Proben wusste ich ja nicht so genau, wie wir die parts aufteilen werden. 

Dave Kilminster: Das weiß man sowieso immer erst dann, wenn Roger anwesend ist. Übrigens auch hinsichtlich der Bass-Parts: ich spiele in “Mother” den Bass, was mich ziemlich überraschte. Am Tag der Probe erklärte Roger einfach: “Dave du spielst den Bass bei Mother.” Ich nur: “Ah ja, okay.” Bei ihm muss man immer auf alles gefasst sein.

So technisch aufwendig sind die Gilmour-Soli wohl kaum. Sie leben von der Simplizität und ihrem Ausdruck, oder?

Dave Kilminster: Vor allem sind sie unglaublich einprägsam, ähnlich wie bei denen von George Harrison. Bei Gilmour sind die Soli immer wichtiger Bestandteil eines Songs und sie sind zumeist so langsam gespielt, das die Leute sie richtig genießen können. Die Gilmour Solos sind fast immer von wundervollen Keyboard-Klängen unterlegt. Für viele Fans sind die Soli sogar ein fester Bestandteil ihres Lebens. 

Du stehst also nicht auf Gilmour?

Dave Kilminster: Ich bin ein völlig anderer Typ Musiker. Für mich ist dies ein Job und nicht mehr.

Du bist also nicht in Ohnmacht gefalle, als bei der London Show im Mai 2011 David Gilmour und Nick Mason auf die Bühne kamen?

Dave Kilminster: Nein bin ich nicht, auch wenn es natürlich ein wunderbarer Moment für das Publikum war. Ich war nie ein Pink Floyd Fan. ich mag Pink Floyds Musik, aber ich bin nicht mit ihr aufgewachsen. Als andere “Dark Side of the Moon” hörten, entdeckte ich Black Sabbath, Van Halen oder Pat Travers. Ich wollte schneller spielen als Gilmour es macht, das war es, was mich reizte. Aber je älter ich werde umso mehr weiß ich die Bedeutung der Musik zu schätzen. Wobei mir rein musikalisch  die “Dark Side” Tour besser gefallen hat und besonders auch die Songs von “Wish You Were Here”, speziell “Have A Cigar”, meine Lieblings Floyd Nummer.

Snowy White: Als mich damals Pink Floyd anriefen um im Studio einige Gitarren einzuspielen, war ich sicherlich der einzige Typ in England der “Dark Side of the Moon” noch nicht gehört hatte. Ich dachte nur Pink Floyd? Ist ja kein Blues! Deswegen hatte ich keine richtige Beziehung zu ihrer Musik. Dann hörte ich zum ersten mal “Shine on you crazy Diamond” und ich mochte die Nummer, denn sie war ziemlich bluesig und hatte eine tolle Gitarrenarbeit. ich mochte was ich hörte deshalb akzeptierte ich ihr Angebot. Aber ein Fan im eigentlichen Sinne war ich nie. Auf der “Animals” Tour ende der 70er spielte ich überwiegend Bass, zudem bestand der zweite teil der Show aus langen Improvisationen, also genau das was ich mochte. Aber man kann all dieses nicht mit heute vergleichen. Dave und ich sind Gitarristen in der Band von Roger Waters, dies ist unser Job und den versuchen wir so gut wie möglich zu erledigen. Versteh mich nicht falsch: Es macht riesigen Spaß und wir sind froh dabei zu sein, aber wir beide sind nicht die B-Version von David Gilmour, sondern eigenständige Musiker mit künstlerischen Vorlieben, die über die Musik von Pink Floyd weit hinausgehen.

Wir bedanken uns bei: Lukas Kehrer

12 Antworten

  1. Avatar Henning sagt:

    Ob Roger Waters die -nicht ganz unerheblichen- Kosten wohl übernimmt? 😉
    H.

  2. Avatar scarecrow sagt:

    Wenn wir schon beim Thema sind:
    In der neuen Ausgabe des “Guitar” Magazins (www.guitar.de) ist “Another Brick In The Wall, Pt. 2” als Playalong Song dabei 🙂

  3. Avatar Klaus sagt:

    Diesem Hinweis sei Dank habe ich mir gestern “Gitarre&Bass 8/2011” gekauft und den Bericht gelesen. Ich dachte nahezu alles über Pink Floyd zu wissen …. aber: Erst hier erfuhr ich, dass Snowy auch beim Einspielen des Albums THE WALL als Studio-Musiker dabei war!!!!! Ich dachte immer, dass er nach seiner Tätigkeit als Live-Gastmusiker 1977 erst wieder 1980 bei den WALL-Shows mitwirkte (1981 dann nicht mehr). Muss später mal wieder in Nick Mason’s Buch “Inside Out” gucken …. oder in anderem Material.

  4. Avatar Michael Weickenmeier sagt:

    Hi,

    Snowy White hat definitiv eine David Gilmour Stratocaster bei der diesjährigen Wall-Tour gespielt. Ich war in London und Mannheim, und schon in London fiel mir die Gitarre auf. Sie ist zu erkennen an dem verkürzten Tremolohebel; eine Modifikation von Gilmour. Fender hat dieses Detail in die Produktion des Signature-Modells übernommen.

    Mehr Infos über diese (originale) Black Strat: Kuckst du

    http://www.gilmourish.com/?page_id=66

    Für die Gitarreros: Was viele nicht wissen: Das bekannte Another brick in the wall Pt II Solo hat David mit einer Les Paul eingespielt, NICHT mit einer Stratocaster.

    Viele Grüße
    Michael

    • Avatar Henning sagt:

      Das es ich bei Snowys Model um eine DG-NOS-Signatur Strat handelt ist -glaub ich- unbestritten. Ich frage mich nur, warum es einem Artikel, der sich intensiv mit dem benutzem Equipment auseinandersetzt und bei dem außerdem die Gitarristen auch mehrfach zu ihren Verstärkern, Gitarren und speziell zum Reproduzieren des “Gilmour”-Sounds befragt werden, dieses Detail unter den Tisch fällt. Müsste doch auch gerade für einen Journalisten, der sich im Thema etwas auskennt, ein Begriff und eine spannendes Thema sein – schließlich ist die DG-Strat ja damals mit einigem Werbeaufwand eingeführt worden…

      Also entweder wurde das tatsächlich übersehen, oder -das ist jetzt meine Mutmaßung- man (z.B. Snowy & DK, oder Snowy, DK gemeinsam mit G&B oder gar auf Bitte von RW) hat sich geeinigt nicht noch groß über zu sprechen, um vielleicht das Thema “Gilmour” nicht noch mehr hochzukochen. Insbesondere Kilminster zeigt sich ja unlängst bei aller Bewunderung etwas genervt von den ständigen Vergleichen mit DG (siehe dazu: sies Interview mit DK: http://www.youtube.com/watch?v=zo_EAq7Nh8s).

      Das Interview in Gitarre & Bass Interview endet mit einem klarem Schlusswort in dem sowohl Snowy und Kliminster sinngemäß erklären, dass sie die Tour als Job sehen, bei dem sie die Vorgaben ihres Chefs erfüllen und die Herausforderung der perfekten Emulation des DG Sounds besteht – sie beide selbst aber eingenständige Künstler / Gitarristen sind, die einen eigenen Sound und andere Spielweise pflegen. Das sollte ja auch selbstverständlich sein.

      Zum Thema empfehle ich auch noch einen link von der “Gilmourish”- Seite: http://www.gilmourish.com/?p=1691 , in dem sehr professionell und fair die Leistungen der Gitarristen auf der Wall Tour (O2/London) aus der Perspektive eines DG-TOn-Sachverständigen rezensiert werden.
      Nicht nur für Gitarristen interessant 😉

      Gruß
      Henning

  5. Avatar Tom sagt:

    “Du stehst also nicht auf Gilmour?

    Dave Kilminster: Ich bin ein völlig anderer Typ Musiker. Für mich ist dies ein Job und nicht mehr.”

    aha, nur gut dass ich gelesen habe. im konzert hätte ich das nie für möglich gehalten;-)

    räusper

    tom

    • Avatar Werner sagt:

      @Tom,
      Nur ein Job! Scheint mir etwas untertrieben! Aber auch wieder sehr ehrlich!
      Snowy und Dave legten in diesem Interview großen Wert darauf zu betonen, dass sie eigenständige Musiker sind und sobald die Geschichte “over” ist, wieder ihr eigenes Ding machen.

      Ja das sind halt ganz andere Voraussetungen, als ob man mit einer Band mit “Gleichwertigen” Musikern unterwegs ist!

  6. Avatar Tom sagt:

    werner, nunja, ich will nicht kleinlich sein und sicherlich hat er spaß an dem was er macht und den touren mit dem kreativen genie. doch ich finde solche, wenn auch ehrlichen sätze, immer etwas zwiespältig. vorallem dieses “mehr nicht” “ärgert” mich;-) das sie eigenständige musiker sind, finde ich, muss nicht extra betont werden, doch etwas mehr “spirit” in der sache wäre mir angenehmer, nunja, wen schert´s.

    ich weiß nicht ob dies pratt, manzanera oder gar di stanislao so gesagt hätten. vom “fühlen” mal ganz abgesehen.

    oder?

    aber wharscheinlich macht mich auch nur der unentwegte regen kirre……
    ich kram mal was von der BWT raus und höre das lieber……
    gotta be crazy
    tom

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