Roger Waters setzt sich für US-Todeskandiaten ein!

Roger Waters 14.5.2011 London O2 Arena

Auf seiner Facebook-Seite macht Roger Waters heute auf das Schicksal des US-Todeskandidaten Troy Davis aufmerksam. Davis soll am Mittwoch hingerichtet werden, mehr über den Fall Davis unter dem Link: http://orf.at/stories/2080180/2080181/.

5 Antworten

  1. Avatar glasses sagt:

    Hallo Ihr Lieben!

    In Frankreich wurde die Todesstrafe 1981 gegen den Willen des Volkes abgeschafft – zum Glück.

    Ich gehe davon aus, das die Todesstrafe in den USA gegen den Willen des Volkes aufrechterhalten wird…

    Es ist für mich unfassbar, das ein zivilisiertes, denkendes Volk so etwas zulassen kann.

    Vernunftbegabte Wesen sollten versuchen, Probleme erstmal ohne Gewalt zu lösen und wenn es darum geht, Gewalt (einschliesslich Mord) zu bestrafen, kann die Todesstrafe mit Sicherheit nicht die Lösung sein, da sich die Justiz dadurch auf das Niveau des Täters herablässt…

    Dieser Fall ist dann ja noch zusätzlich extrem kurios, da die Schuld an dem Mord nicht zweifelsfrei geklärt wurde…

    Es ist schockierend, zu welchen Greueltaten die Menschheit heutzutage immer noch im Stande ist…

    Liebe Grüsse

    Glasses

    P.S.: Es gibt Augenblicke, in denen ich mich dafür schäme, der menschlichen Rasse anzugehören.

  2. Avatar JOACHIM sagt:

    Für mich ist die Todesstrafe nichts weiter als ein vom Staat erlaubter und vom Gesetzgeber erlaubter Mord. Ich kann nicht nachvollziehen wie ein Land wie die USA, denen doch die Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit angeblich über alles geht, immer noch diese Art der Bestrafung befürwortet und weiterhin praktiziert. Umso schlimmer das die Todesstrafe auch noch als Karriereleiter vieler Politiker in den Staaten genutzt wird. Es ist einfach nur beschämend und verlogen sich als Demokratisch zu bezeichnen und für die Todesstrafe zu sein. Ich bin gegen die Todesstrafe, ganz egal was ein Mensch auch getan haben mag. Zumal erwiesen ist das sie nicht abschrekt oder die Verbrechenrate in den USA senkt, oder anderswo wo immer noch solche Menschenverachtende Bestrafungen als gerecht empfunden werden.

    P.S. Das grausamste was diese Welt je hervorgebracht hat ist und bleibt eben der Mensch, nicht alle aber eben doch ne ganze Menge!

    Na denn bis denne
    Achim

  3. Avatar Julian Wolf sagt:

    Hi allerseits,

    vorab: Auch ich bin kein Freund der Todesstrafe und würde jederzeit für deren Abschaffung votieren. Doch ich bin eben “auch” ein Freund der Meinungsfreiheit, und Eure Beiträge, alle beide, finde ich da schon etwas derb.

    Dabei beziehe ich mich auf Sätze wie diese:

    -> Es ist für mich unfassbar, das ein zivilisiertes, denkendes Volk so etwas zulassen kann.

    -> Es ist schockierend, zu welchen Greueltaten die Menschheit heutzutage immer noch im Stande ist…

    -> Für mich ist die Todesstrafe nichts weiter als ein vom Staat erlaubter und vom Gesetzgeber erlaubter Mord.

    Wir sind uns zwar einig, daß die Todesstrafe nichts “gutes” ist, aber schon bei den Gründen gehen wir (wie ich glaube) auseinander. Ich sehe nicht den Wert der Todesstrafe, sie hat für mein Empfinden keinen der immer wieder zitierten Nutzen: Abschreckung. Andere (sinnvolle) Gründe für die Todesstrafe gibt es wohl kaum … zumindest ist mir keiner bekannt.

    Ob ich für die Todesstrafe wäre, wenn es “Gründe” gäbe, also wenn sie z.B. wirklich einen abschreckenden Effekt hätte, wenn sie “Unrecht wiedergutmachen” könnte oder ähnliches, das kann ich nicht sagen. Klar, es wäre einfach,s ie pauschal abzulehnen. Aber wäre das ehrlich?
    Ich esse Fleisch, also akzeptiere ich die Hinrichtung von Tieren für meine persönliche Lebensqualität, und das ohne jegliche Notwendigkeit. Und da ich das Fleisch nicht vom “Bauernhof meines VErtrauens” beziehe, sondern aus dem nächstgelegenen Supermarkt, akzeptiere ich offenbar auch qualvolle Tiertransporte und so weiter. Finde ich das gut? Nein, natürlich nicht! Dennoch mache ich es … so wie Millionen anderer Deutscher.

    Ich verstehe, daß mein Auto die Umwelt schädigt, daß Zigaretten Krebs verursachen, daß Zucker dick macht und so weiter. Ich verstehe vieles als “Schlecht”, und tue es dennoch. Daher kann ich nicht sagen, ob ich mich pauschal gegen die Todesstrafe stellen würde, wenn sie einen Nutzen hätte. Ich stehe allerdings momentan pauschal dagegen, weil ich eben keinen Nuten sehe.

    Andererseits aber akzeptiere und respektiere ich, daß andere Menschen hierzu andere Meinungen haben. Opfer, die “Rache” wollen, weil Amerika ja seine Bürger “zu Rache erzieht”. Ich will nicht behaupten, daß “alle Menschen, die für die Todesstrafe sind, unmenschlich sind”. Das wäre Selbstgerechtigkeit. Selbstjustiz.

    Ich habe eine Meinung, die zu respektieren ich von anderen erwarte. Wie überheblich muß man nun sein, ein komplettes Volk “abzuwerten”, nur weil sie mit Ihrer Einstellung zur Todesstrafe nicht meiner Meinung folgen? Nein, diese Beiträge finde ich wahrlich schwach, bezogen auf “REspekt” und “Menschlichkeit”. Genuso schwach eben wie die Todesstrafe selbst.

    Eines würde mich jedoch wirklich interessieren:
    Wenn die Todesstrafe pauschal abgeschafft wird, wie viele Bürger wären denn dann bereit, die dramatisch steigenden “Unterbringungskosten” zu bezahlen? Genau hier ist ja oft der Knackpunkt: Die Moral wird vorangeworfen, aber eigene, persönliche Konsequenzen, die werden nicht gezogen. Man erwartet von anderen eine “weiße Weste”, die Vorbildfunktion, dennoch ist man nicht bereit, auch persönlcihe Einschränkungen hinzunehmen.

    Ich habe mit vielen Amerikanern diskutiert, und die Behauptung, die Todesstrafe würde gegen den Willen des Amerikanischen Volkes durchgeführt, ist einfach nur naives Kleinkinderdenken. Es ist nicht so! Die Amerikaner wollen die Todesstrafe so sehr, daß sie von Präsidentschaftskandidaten bis vor kurzem erwartet haben, daß die Todesstrafe durchgesetzt wird, also einen “Beweis” haben wollten (in Form einer durchgesetzten Todesstrafe), bevor der Kandidat gewählt werden konnte.

    Es ist das Volk, nicht die Politik, das die Todesstrafe will. Und ein Millionenvolk abzuwerten als “Die irren sich … ich habe recht”. Wie gesagt … das finde ich schwach.

    Als Sahnehäubchen sind die, die gegen die Todesstrafe sind, auch oft die, die z.B. bei Kindesmißbrauch oder Pädophilen Übergriffen für “Zwangskastration” votieren. Populismus pur … immer brav das behaupten, was populär ist. Doch thematisch sind sich eine “Zwangskastration” und eine “Todesstrafe” sehr ähnlich: Eine endgültige Strafe, eine unmenschliche Strafe, eine “verletzende” Strafe. Schwierig wird hier nur: Kindesmißbrauch ist ebenso “unpopulär”, da stehen jetzt zwei spannende Themen nebeneinander.

    Eine Umfrage in Deutschland zum Thema “Wären sie für die Todesstrafe im Fall von sexuellen Übergriffen bei Kleinkindern” dürfte spannende Antworten hervorbringen, die auch die “Rachelust” von uns Deutschen aufdecken. So zumindest meine Meinung. 😉

    Dennoch, meine eigene Meinung ist und bleibt “gegen die Todesstrafe”. Insbesondere bei einem so “Lückenhaften” Sytem wie dem amerikanischen die Justiz betreffend. Ich bin und bleibe gegen die Todesstrafe, genauso wie ich gegen Zwangskastration und gegen Kindesmißbrauch bin.

    Alles Liebe, Julian!

    • Oskar Oskar sagt:

      hallo.
      ich finde die Diskussion sehr interessant! Es geht um intimste menschliche Werte und Triebe.
      Besonders die Frage, “Eine Umfrage in Deutschland zum Thema »Wären sie für die Todesstrafe im Fall von sexuellen Übergriffen bei Kleinkindern« dürfte spannende Antworten hervorbringen” finde ich passend, denn in diesem Kontext wäre durchaus interessante Antworten zu erwarten.

      Allerdings finde ich Julians Argumentation nicht immer überzeugend, denn den Fleischkonsum (zum Zwecke der Selbsterhaltung/Ernährung; also ein Nutzen ist durchaus vorhanden, im Vergleich zur Todesstrafe) der Umweltverschmutzung, etc. mit der Todesstrafe zu vergleichen, finde ich unpassend. Schlussfolgerung: wenn die Amerikaner also Kannibalen wären und die Hingerichteten danach verzehren würden, wäre es gerechtfertigt? (provokative Frage, aber deine Argumentation lässt diese Schlussfolgerung zu…)
      Außerdem sind im Allgemeinen zu viele “wenn” in deinen Ausführungen: “Wenn die Katze eine Henne wäre, würde sie Eier legen” (tut sie aber nicht!)

      Als letztes wollte ich noch hinzufügen, dass oeffentliche Meinungen einerseits von Politik und Medien beeinflusst werden (und umgekehrt) und andererseits Werte/Überzeugungen/Traditionen verschiedener Kulturen nicht untereinander vergleichbar sind, da wir sie ja mit unseren Werten/Überzeugungen/Traditionen vergleichen und somit nicht wertfrei urteilen koennen.
      Das betrifft das Thema Kindesmissbrauch (vgl. Sigmund Freud zum Thema Endogamie in “Totem und Tabu”) ebenso wie das Thema Todesstrafe, welche von unserer Gesellschaft als verwerflich und unmoralisch bewertet werden.
      Es stellt sich die generelle Frage:” Haben wir das Recht über andere zu urteilen? Sind unsere Werte/Überzeugungen/Traditionen die Richtigen?”
      Die Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979) aus dem Forschungsgebiet der Gruppenpsycholgie legt nahe, dass wir dazu tendieren unsere (ingroup) Einstellungen zu verallgemeinern und als absolute Wahrheit zu generalisieren und all jene der anderen (outgroup) an unseren Normen zu messen. Allerdings richten sich unsere Normen nach einem Ideal und nicht nach der Wahrheit!

  4. Avatar Julian Wolf sagt:

    Hi Oskar,

    genau da wird es ja spannend: Tatsächlich glaube ich, wenn die Amerikaner “Kanibalen” wären, dann hätte die Todesstrafe “mehr Rechtfertigung” als heute.

    Mein “persönliches” Problem mit der Todesstrafe ist tatsächlich, daß es keinen Grund gibt. Keinen “Nutzen”. Die Todesstrafe ist ein reines “Rachekonstrukt”, und genau an der Stelle halte ich sie für eine sehr Triebgesteuerte “Reaktion” von Menschen auf etwas, das sie persönlich als “Ungerecht” empfinden. Die Todesstrafe (bzw. die Forderung nach der Todesstrafe) ist nichts weiter wie z.B. der instinktive Faustschlag in´s Gesicht, wenn man angegriffen wird. Sie ist das “Zurückschubsen”, wenn man angegriffen wird. Sie ist die “Reaktion”, die “Rache” auf einen Angriff. Sie ist aber keinesfalls etwas, das “Gerechtigkeit herstellt”.

    Der Vergleich mit den “Kanibalen” gefällt mir sehr gut, weil hier wird neben diesem “Instinkt zur Rache” noch ein (ziemlich subtil-) positiver Nutzen der Todesstrafe abgewonnen. Meiner Erfahrung nach neigt die Masse der Menschen dazu, Ihre Werte und Normen soweit anzupassen, daß sie das bequemste und einfachste Leben haben. Sprich: Wenn Todeskandidaten nach dem Tod aufgegessen werden dürfen und manche Menshcen eben gerne Menschenfleisch essen, dann werden diese Menschen viele “gerechte” Gründe finden, warum die Todesstrafe beibehalten werden muß.

    Das ist ganz subtil überall vertreten und wird kaum noch wahrgenommen:

    In Frankreich musste ein berühmter Fernsehkoch abtreten, weil er darüber gesprochen hat, wie früher Katzen zubereitet worden sind.
    Was ist der Unterschied zwischen einer Katze, einem Kaninchen, einer Kuh und einem Pferd? Alles vier sind Tiere, in verschiedenen Größen, die einen “dürfen” gegessen werden, die anderen nicht. Gesellschaftlich/kulturell werden diese Regeln festgelegt … und es gibt keinen “Fixpunkt”. Es gibt überhaupt keine Orientierung dabei.

    Eine schöne Frage: Wer würde für 1.000 Euro einem Schmetterling die Flügel ausreißen? Die einen regen sich schon über die Frage auf, die anderen denken sich “1.000 Euro … kein Thema!” und machen es sofort.
    Wenn es aber darum geht, einer Kakerlake die Flügel auszureißen, dann ist die Situation auf einmal eine ganz andere.

    Diese ganzen “Moralkonflikte” sind superspannend und ich beteilige mich gerne daran. Und ich sehe viele, sehr viele Konflikte, wo ich kaum weiß, wie ich die lösen soll.

    Dennoch, wo ich diese Diskussion dann kindisch finde und mich frage, wo hier noch eine “menschliche Reife” zu finden sein soll ist, wenn jemand pauschal alle Menschen verurteilt, die für die Todesstrafe sind, wie in obigen Beiträgen geschehen.

    Das ist das Muster: “Wer nicht meiner Meinung ist, der ist doof!”. Aber da oben fand ich es noch schlimmer. Da wurde behauptet, daß die Meinung “Pro Todesstrafe” nicht mehr der menschlichen Rasse würdig ist. Einen so starken Ausschluß eines Menschen aus der Gemeinschaft halte ich (persönlcih) für eine ähnlich schlimme Strafe wie die Todesstrafe … und somit wird der Kläger zum Richter. Ganz, ganz schlimm. Letztendlich basieren auf solchen Glaubenssätzen ganze Kriege, wo man mit Waffengewalt in ein Land einfällt, und das ganze rechtfertigt mit der Behauptung, mann müsse das andere Land ja “befreien” und “von der Menschlichkeit überzeugen”, was nichts weiter ist als “mit Waffen und der Todesdrohung zur eigenen Meinung zu zwingen”.

    Alles Liebe, Julian!

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