Roger Waters 8.10.2006 Los Angeles Hollywood Bowl

Bericht von Michael Weickenmeier

Die Herbstferien boten für mich den Anlass, das dritte Hollywood-Bowl Konzert von Roger Waters mit einem “Kurztrip” durch die Südweststaaten zu verbinden. Sonntag morgens um 11.20 startete die Maschine in Frankfurt, und um 18.30 parkte ich tatsächlich meinen Mietwagen auf einem der letzten noch freien Parkplätze vor der Bowl. Dabei werden die Parkplätze nahtlos vollkommen dicht zugeparkt, inklusive der Fahrwege, weswegen nach dem Konzert erst mal Warten angesagt ist.

Schon dieser Parkplatzbereich bot “Happening-Atmosphäre” mit Picknick-Gruppen und Floydmusik überall. Nach dem problemlosen Kartenabholen, dem kurzen Aufenthalt beim Merchandising-Stand (T-Shirts 30 Dollar aufwärts – zu teuer) und dem Pflichtkauf des Programmheftes saß ich auf einem optimalen Platz zentral auf halber Höhe im Zuschauerbereich und genoss das eigenartige Szenario: Die Hollywood-Bowl mit ihrer rundlichen Bühnenhausform diente 1994 als Inspiration für die Bühne der “The Division Bell” – Tour, und nun spielte hier Roger Waters! Diese eigenartige optische Kombination, zusammen mit dem tollen Umfeld der Bowl (die Zuschauerränge sind in einen Berghang der Hollywood-Berge integriert) und 2 sich über der Bühne überkreuzenden Himmelsscheinwerfern von benachbarten Bergkuppen erzeugte ein ganz eigenes, fast feierliches Flair.

Punkt 19.30 Uhr startete die Show mit dem “Vorfilm”, um 19.45 Uhr betrat ein sehr gut gelaunter Waters mit Band die Bühne (also für mich eigentlich um 4.45 Uhr morgens….). Die Setliste war die altbekannte; keine Änderungen. Bei “Leaving Beirut” gab es weitaus weniger konträre Reaktionen als ich durch andere Berichte befürchtet hatte. Während der Final Cut Songs streikte die Akustikgitarre von Waters, aber er managte die Situation gut und sang ohne sie. Während “Sheep” durfte das Schwein wieder fliegen, und diesmal blieb es auch brav im Zuschauerbereich und ärgerte nicht wie 2 Tage zuvor die Flugbehörden… Bei diesem Lied sorgten auch riesige Feuerfontänen für ein “wohlig-warmes” Gefühl. Höhepunkt des 1. Sets war für mich “Perfect sense” mit dem fabelhaften Gesangssolo und den Massensuggestionsmomenten – da zeigt sich am deutlichsten der Unterschied vom “demonstrativen” Waters zum “introvertierten” Gilmour.

Der Quadrophonsound kam beeindruckend gut und klar zur Geltung. Das Lichtdesign schien mir im Vergleich zur Europatour leicht geändert; so fehlten z.B. die gleißend hellen Lichtsäulen unter der Leinwand völlig. Vielleicht lag das aber auch an den “beengten” Verhältnissen in der rundlichen Bowl; die Leinwand konnte daher auch nicht über die gesamte Bühnenbreite gespannt werden.

Nach der Pause kam Waters und griff etwas verlegen zum Mikrofon: “Usually, at this time, the heartbeat of “Dark side” starts. This time, our hearts beat. Please welcome Mr. Nick Mason on drums!” Unter frenetischem Beifall kam Mason strahlend auf die Bühne und spielte beim gesamten 2. Teil Schlagzeug mit.

Ein grandioser Schlussmoment war “Eclipse”, als über der Hollywood-Bowl noch das Dark side-Prisma emporgefahren wurde, aus dem die bekannten Prismastrahlen herausschienen – zusammen mit den erwähnten Himmelsscheinwerfern und der Optik der Bowl-Bühne eine Kombination mit Gänsehaut-Faktor. Und zum Abschluss gab es nach dem “Wall”-Zugabenblock noch ein Riesenfeuerwerk rund um und über der Bowl-Fassade. Gefilmt wurde das Konzert übrigens entgegen anders lautenden Vorberichten nicht. Ein freundlicher T-Shirt Händler im Parkplatzbereich sorgte mit zivilen Preisen dafür, dass ich doch noch ein Waters-T-Shirt bekam…

Alles in allem ein denkwürdiger Abend für 12 000 Fans und die Reise aus der Pfalz allemal wert. Immerhin hat das Ticket für diesen Mittelklasse-Sitzplatz “nur” 110,- Dollar, also ca. 82,- Euro gekostet.

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