Doppelpack: Pink Floyd 3.2.1977 Zürich, Hallenstadion

Pink Floyd - Animals (1977)

Von Andreas Meindl

Ja, das auf dem Foto bin ich. Der Bursche rechts von mir, der mit dem Fotoapparat, ist mein kleiner Bruder. Das Foto ist am 4. Februar 1977 aufgenommen worden. Das weiß ich deswegen, da er nur am 4. dabei war, ich aber auch am 3. Februar auf dem Konzert war. Heute komme ich mir schon etwas bescheuert vor. Mit einem Schal auf einem Floyd-Konzert … Peinlich. Aber Robert Ellis, der Fotograf, hätte sonst nie dieses Foto geschossen und es wäre nie im MusikExpress abgedruckt worden. Robert Ellis habe ich seinerzeit öfter angemailt, da ich gerne das Originalfoto hätte. Ich habe leider nie Antwort bekommen. Sehr, sehr schade.

Okay, Ihr wollt Konzertberichte? Nun, dann krame ich mal in meinen Erinnerungen. Übrigens, mein erstes Pink Floyd – Konzert habe ich 1972 erlebt. Ja … ich war dabei … Pfingsten … Germersheim! SENSATIONELL!!!!

Ich wohnte in Freiburg, nahe der Schweiz. Ich sah Plakate, die eine Pink Floyd – Tour ankündigten. Oh Mann! Ich alter Floyd-Inhalierer, bekam die Möglichkeit, wieder ein Konzert mit ihnen zu erleben? Nachdem in Deutschland alles ausverkauft war, fuhren ein damaliger Freund und ich, blind-links, nach Basel, um in einschlägigen Geschäften, Karten zu ergattern. Dummerweise waren alle Geschäfte zu. Feiertag, oder Ähnliches. In einem Plattenladen sahen wir im Schaufenster lauter Pink Floyd – Sachen. Ich notierte mir den Laden. Zurück nach Freiburg. Am nächsten Tag habe ich dort angerufen und sagte, dass ich unbedingt Karten für dieses Konzert bräuchte. Dieser Laden hatte noch Karten. Ich bekam Karten für den 3. und 4. Februar 1977, auf Rechnung, zugeschickt.

Am 3. Februar dann ab nach Zürich. Gegen 11 Uhr waren wir in Zürich. In der Nähe des Hallenstadions bekamen wir, Manuel und ich, ein kleines Zimmerchen in einem Gasthaus. Wir wollten ja zwei Konzerte erleben. Gegen 14h waren wir am Hallenstadion. Kleine Menschenmenge. 15h war schon mehr los. 16h ging gar nichts mehr. Nur noch Gedränge. Aber etwas war total schön: Es gab Getränke- und Essensstände. Du hast einem hinter dir Geld gegeben und gesagt: “Hol mir ne Wurst und ne Cola”. Das Geld ging von einem zum andern und nach ´ner halben Stunde hast du dein Essen und Trinken bekommen. Total toll.

Endlich … Einlass … Wow!

Okay, die Karten haben sie uns abgenommen und wir haben sie nie wieder gesehen. Aber es gibt oder gab noch Fotos. Einlass. Alles rannte in die Halle. Leider war die Halle mit einer Radrennbahn verkleidet. Wir kamen an der Steilkurve rein. Alles rannte um die Plätze und dann … absoluter Stillstand! “Die Bühne!” So was hat man noch nicht gesehen. Für heutige Maßstäbe nicht erwähnenswert. Aber damals ….. Vorne Stillstand … aber Druck von hinten! Viele purzelten die Bahn runter. Wir positionierten uns im ersten Drittel und schauten uns in der Halle um. Boxen, Boxen, Boxen … Boxen. Überall Lautsprecher. Jeder Winkel war bestückt mit…… Boxen. Scheiben klirrten. Menschen wollten von überall, wo es nur ging, dabei sein.

Konzertbeginn

“Pigs on the Wing”…. fast einer Ohnmacht nahe vernahm ich “You´ve gotta be Crazy”, aber es war “Dogs”. Und dann kam es … Pigs (Three different one´s) das Schwein, The Pig. Rosa und noch unschuldig, wackelte es über unseren Köpfen hinweg und strahlte uns aus kleinen, lieblichen Augen an. Der erste Teil des Konzertes endete mit “Pigs on the Wing Part 2” wobei mich “Ravin`and Drooling” (Sheep) fertig machte. Die alten (Bootleg) – Klassiker live zu erleben (allerdings mit neuem Text) ließen mich dem Floyd – Himmel mehr als nahe sein.

Pause…… Dann der zweite Teil …

“Shine on” und jetzt zeigten die Lichtmeister, was auf dieser Bühne alles geschehen kann. Nun kam der schönste Moment meines Floyd-Daseins. Ich schaute intensiv auf Rick. Er muß es gespürt haben, denn er schaute mich an und grinste über alle Backen. Direkt in meine Augen. Das ist Live! (Ich danke Dir, Rick, für einen kurzen Augenblick des Beisammenseins). Was mich bei “Shine on” erstaunte, war, dass David sein Eingangs-Soli auf seiner alten Telecaster spielte. Ich spielte zu Hause immer auf meiner Strat und er kommt mit einer Telecaster. Wie jämmerlich kam ich mir vor! Dann “Welcome to the Machine!” Ich hatte nur noch Augen für die Leinwand! Aber da waren immer noch diese Spiegelzapfen (so nenne ich sie mal), die unten an der Leinwand ihr tristes Dasein lebten. Was ist damit?

“Have a Cigar” Snowy White bekam seinen tollen Solo-Part. “Wish you were here” Ein Klassiker! Damals wie heute.

Dann wieder “Shine on”. David über seiner Lap-Steel und einer der Kraken-Arme 1 Meter über ihm und gleißendes Licht machte ihn zum Gott der Saiten. Und dann kam der Stern. Tausende Spiegel in einem Stern, oder einer Sonne, die die ganze Halle in ein Universum tauchten. Das mittlere Rund drehte sich entgegen der äußeren Strahlen.

Dann war Schluss. Aber das Licht in der Halle war noch nicht vollends an. Es kam die Zugabe. “Money” und “Us and Them”. Beide Filme waren sehr ausdrucksstark (wir kennen sie ja), aber ich mochte “Us and Them” noch nie sehr gerne, deshalb endete das Konzert, für mich, nicht berauschend.

Pink Floyd:

  • David Gilmour: Gitarren, Gesang
  • Roger Waters: Bass, Gitarre, Gesang
  • Rick Wright: Keyboards, Gesang
  • Nick Mason: Drums

With:

  • Dick Parry: Saxofon, Keyboards
  • Snowy White: Gitarre, Bass, Backing Vocals

Set 1:
01. Sheep 11:00
02. Pigs On The Wing (Part 1) 1:30
03. Dogs 18:00
04. Pigs On The Wing (Part 2) 2:30
05. Pigs 17:00

Set 2:
06. Shine On You Crazy Diamond (Parts 1-5) 13:00
07. Welcome To the Machine 7:30
08. Have A Cigar 5:30
09. Wish You Were Here 6:00
10. Shine On You Crazy Diamond (Parts 6-9) 17:00

Zugabe:
11. Money 9:00

Zweites Zürich Konzert

Am 4. war mein Bruder dabei (siehe Bild). Der Konzertablauf war identisch, aber etwas war anders. Die richtige Stimmung war nicht vorhanden. Nicht vom Publikum, sondern von der Band. David gab sein Bestes. Besser als am Vortag. Aber Roger hat es ihm sehr schwer gemacht, hat ihn gegängelt und in seinen Soli sehr zurückgenommen.

Ich hatte den Eindruck, dass Roger ein Gesamtkonzept beibehalten wollte und den Band-Mitgliedern keinen Extraapplaus gönnen wollte (konnte). Es gipfelte darin, dass nur “Money” als Zugabe gespielt wurde und Roger “Stinksauer” und irre wütend auf die Bühne kam. Es machte keine Freude mehr.

Danach kam “The Wall” und das bedarf keiner Erklärung mehr. Es ging damals schon los.

Ich danke Andreas dafür, dass er seine noch sehr regen Erinnerungen mit uns geteilt hat!

6 Antworten

  1. Avatar Oliver sagt:

    Danke für Deinen Bericht! Dein Foto kannst Du übrigens heute noch bei Robert Ellis kaufen: http://www.repfoto.com. Von dem Konzert hat er noch ca. 70 weitere im Angebot – u.a. noch 3 oder 4 von Deinem Schal (der doch wirklich mal ne schöne Beilage wäre für die Animals Immersion)! Leider sind die Ellis Fotos sehr, sehr teuer.

  2. Avatar Glasses sagt:

    Vielen Dank! Wieder mal unbezahlbar! ANIMALS FOREVER!

    Gruss Glasses

  3. Avatar Meindl Oliver sagt:

    Na, Andreas!
    Dein Konzertbericht hat ja alte Erinnerungen wieder neuen Schwug gegeben. Ich habe den 2ten Tag in dieser abartigen Halle erlebt. Erinnerst Du dich noch an die Hells Angles die beim Einlass uns unsere geliebten, sorgfältig und heißgeliebten Eintrittskarten abgenommen haben? Wir sind schon Stunden vor Konzertbeginn da gewesen. Es war saukalt, aber wir waren die Ersten. Die riesen Leinwand, die selben Drums die Nick Mason schon in Pompeij hatte.(Zumindest den Bassdrum)

    Es war das beeindruckendes Erlebnis meines Lebens.
    Übrigens Rick Wright hat mich angegrinst. Aber da dieser “Streit” schon 35 Jahre geht sage ich, Er hat Dich, mich, uns oder umgekehrt angestrahlt O.K.? Leute! Ihr glaubt nicht was da in einen vorgeht. Noch heute genieße ich diesen Moment.

    So sage Tschüß machts gut, wünscht Oliver der”kleine Bruder”von Andreas.

  4. Avatar Urs sagt:

    Auch ich war zweimal in Zürich, meinen ersten Floyd Konzerten. Ich erinnere mich noch gut an die Fahrten mit meinem gut gefüllten Ford Capri….und das Austesten der Quadrophonie vor dem Konzert. Ueberall in der Halle waren Lautsprecher und der Sound kreiste förmlich um unsere Köpfe. Mit Snowy White ein zusätzlicher Gitarrist und der spezielle Schluss von “Sheep” mit der Hammond von Rick.

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