Telling lies about Joseph K. in Arnheim!

Foto: Martin Geyer

Arnhem 9.4., meine erste Show 2011 von Martin Geyer

Nachdem ich mir mit meinem Kumpel Andreas das Konzert am 21. September 2010 in Chicago angesehen hatte und wir wieder zurück in Deutschland waren, erreichte mich wenige Tage später eine E-Mail. Andreas hatte für eines der drei geplanten Roger Waters “The Wall Live”-Konzerte in Arnhem, Niederlande zwei Tickets besorgt und machte mir eine Karte zum Geschenk. Die Show in Chicago hatte ihn so beeindruckt, dass er unbedingt ein weiteres Konzert erleben wollte. Nun, ein halbes Jahr später war es dann endlich soweit.

Wir trafen uns am Samstag, dem 09. April 2011 in seiner Wohnung in Bonn und aßen zu Mittag. Dann machten wir uns auf den rund zweieinhalbstündigen Weg nach Arnhem, einem holländischen Ort, der dicht an der deutsch-niederländischen Grenze liegt. Die Autobahn war frei und gut zu befahren sodass wir störungsfrei unser Ziel, das Hotel ‘Postillion‘ erreichten. Unsere Unterkunft lag am Stadtrand von Arnhem und war komplett ausgebucht. Ein Großteil der Gäste waren Pink Floyd-Fans – leicht erkennbar an den Fan-T-Shirts die sie trugen. Wir ruhten uns etwas auf unserem Zimmer aus, zogen unsere roten “Crossed Hammers”-Shirts an, die wir uns in Chicago besorgt hatten und bestellten dann ein Taxi um zur Veranstaltungshalle dem GelreDome in Arnhem zu fahren. Wir hätten auch mit dem Auto zur Konzertarena fahren können, aber so konnten wir gefahrlos vor Ort ein oder zwei Bier trinken.

Der GelreDome fasst offiziell 29.700 Besucher und ist eher ein Stadion als eine Halle. Das Dach lässt sich – ähnlich wie bei der Esprit-Arena in Düsseldorf nach Bedarf öffnen und schließen. Eine Besonderheit ist das ebenfalls bewegliche Spielfeld, das für Konzerte oder andere Veranstaltungen aus dem Stadion herausgefahren werden kann. In diesem Stadion sollten drei ‘The Wall Live‘-Konzerte stattfinden (08. / 09. / 11. April 2011).

Vor der Halle waren bereits tausende Fans versammelt. Einige Merchandizing- und Verpflegungsstände waren im Freien aufgebaut. Wir erreichten das Stadion mit dem Taxi gegen 17:00 Uhr und machten uns gleich auf den Weg zum Eingang „L“ in die Halle.

Wir hatten Karten für den unbestuhlten Innenbereich des GelreDoms. Frühes Eintreffen garantierte demnach, dass wir uns den Platz noch sehr gut aussuchen konnten. Wir beschlossen uns etwa in der Mitte der Arena, rechts neben dem technischen Kontrollbereich der Show niederzulassen. Diese Position sorgte für einen guten und zentralen Überblick über die gesamte Bühne – einschließlich der noch einmal deutlich breiteren Mauer. Links und rechts waren Getränkestände aufgebaut bei denen man gegen die Abgabe von separat erhältlichen Getränkemarken flüssige Verpflegung erhalten konnte. Selbst die Getränkemarken waren übrigens mit dem Logo von Roger Waters‘ ‘The Wall Live‘-Tour versehen.

Da das Stadion erheblich breiter als die üblichen Hallen war, waren auch die Maueraufbauten an beiden Bühnenseiten erheblich breiter angelegt. Diese Bereiche wurden von zwei zusätzlichen Projektoren beleuchtet. Natürlich konnten die bereits produzierten Projektionen nicht einfach links und rechts verbreitert werden. Waters und seinem Team gelang es aber mit entsprechenden grafischen Projektionen und farbigen Beleuchtungen auch diese Flächen in die Show mit einzubeziehen.

Die Wartezeit bis zum Konzertbeginn vertrieben wir uns mit ein paar Bier (in kleinen Bechern). Das Konzert begann dann pünktlich um 20:00 Uhr mit dem Intro aus “Spartacus” und verlief wie bereits bekannt und beschrieben. Erstmals wurde ich Zeuge der Optimierungen, die Waters 2011 in die Show eingearbeitet hatte. So war das Hotelzimmer modernisiert worden und während “Run Like Hell” tauchten neue Grafiken mit Zitaten aus Franz Kafka‘s ‘Der Prozess‘ und George Orwells‘ ‘1984‘ auf der Mauer auf.

Der Sound in der geschlossenen Halle war spektakulär, die Surround-Abmischung der Effekte großartig. Waters‘ Begrüßung des Publikums am Beginn des Songs “Mother” – indem er auch erläuterte, dass er nun ein Duett mit seinem jugendlichen Ich (eine Aufzeichnung aus dem Londoner Earls Court von 1980) singen würde – hielt er komplett in englisch. Er erläuterte, dass er in der Regel versuchen würde das Publikum in der Landessprache zu begrüßen aber das er am Niederländischen gescheitert sei – und er entschuldigte sich dafür. Das Publikum applaudierte – in Holland war es sicherlich kein Problem, wenn er ausschließlich englisch sprach.

Die rund 30.000 Fans feierten Waters und die großartige Show. Alles lief erneut wie ein Uhrwerk ab. Wir hatten einen hervorragenden Blick auf die Mauer, jedoch Schwierigkeiten Waters und die Musiker auf der Bühne zu erkennen. Die Niederländer sind eben ein hochgewachsenes Volk und versperren bei Stehplätzen regelmäßig die Sicht auf die Bühne.

Nachdem die Mauer gefallen war, machten Andreas und ich uns wieder auf den Weg ins Hotel. Es dauerte eine Weile bis wir schließlich ein Taxi „entern“ konnten. Wenn 30.000 Menschen versuchen nach einem Konzert nach Hause zu gelangen, ist es nicht ganz so einfach einen Taxifahrer davon zu überzeugen, das wir die richtigen Fahrgäste sind. Eigentlich kostete der Transfer zum Hotel circa 20,- Euro. Ein geschäftstüchtiger Fahrer bot uns die Strecke zum Festpreis von 50,- Euro an. Wir lehnten ab und fanden kurze Zeit später einen ehrlichen Fahrer, der uns zum offiziellen Preis ins Hotel brachte. Dafür bekam er dann auch ein ordentliches Trinkgeld.

Bildunterschrift: Franz Kafka’s Buch “Der Prozess” [‘The Trial’] beginnt mit den Worten “Someone must have been telling lies about Joseph K., for without having done anything wrong he was arrested one fine morning.” Auch diesen Satz zitiert Waters während “Run Like Hell” auf der Mauer – eine Neuheit in 2011.

Roger Waters Konzerte in Arnheim:
05.05.2007 Arnheim Gelrodome
08.04.2011 Arnheim Gelredome
09.04.2011 Arnheim Gelredome
11.04.2011 Arnheim Gelredome

4 Antworten

  1. Arne Sigge Arne Sigge sagt:

    Hallo Martin,

    schöner Bericht! Die Zitate sind mir auch aufgefallen, hatte aber keinen Deutsch-Leistungskurs und konnte sie bisher nicht zuordnen 😉 In RLH ist glaube ich einiges geändert worden. Ich denke die Beschriftung mit den Namen im Wikileaks Video und die anschließende Banner mit den Namen sind auch neu. Haben meinen Bericht vom 8.4 jetzt noch um ein HD Youtube Video von RLH ergänzt. Da sieht man einige der “neuen” Animationen ganz gut.
    Ansonsten ist Arnheim wirklich ein ganz netter Ort für Konzerte. Günstiger als Köln, die Niederländer sind freundlich und entspannt, hin kommt auch auch ganz bequem. Ist auf jeden Fall immer eine schöne Alternative zu einem Konzert in Deutschland.

    • Avatar Martin [Neccropole] sagt:

      Hi Arne,

      es gibt in RLH drei neue Grafiken mit Texten:

      Franz Kafka’s Buch ‘Der Prozess’ [‘The Trial’] beginnt mit den Worten “Someone must have been telling lies about Joseph K., for without having done anything wrong he was arrested one fine morning.”

      Der Text: “Everything was all right, the struggle was finished. He had won the victory over himself. He loved Big Brother” stammt aus George Orwell’s 1949 entstandenem Zukunftsroman ‘1984’ und beschreibt die Kapitulation des Protagonisten Winston Smith. Der Roman endet mit diesen Worten.

      Das Zitat “that we would choose to kill the child” wurde dem Roger Waters Song ‘To Kill A Child’ entlehnt.

      Die anderen Änderungen, z. B. das Banner sind schon in den USA Ende Oktober 2010 realisiert worden und zwar zum gleichen Zeitpunkt als Roger angefangen hat auf das Publikum zu schießen! 🙂

      Eine weitere Anpassung ist die Inneneinrichtung des Hotelzimmers und der dortige Blick auf die modernisierte Skyline.

      • Arne Arne sagt:

        Hallo Martin,

        mein letzter Stand war die iShootiEdit DVD (HRV DVD 019). Danach hab ich außer kleineren Schnipseln (MP40 Einsatz) nichts mehr wirklich auf Youtube verfolgt. Hab mich lieber auf das Live-Erlebnis gefreut.
        “To Kill a Child” hatte ich auch bemerkt. Jetzt, wo die anderen Zitate klar sind, muss man über unseren Roger wieder schmunzeln, wie er sich da einreiht 😉

  2. Avatar Martin [Neccropole] sagt:

    Mal schauen, ob er mit dem aktuellen Status Quo zufrieden ist, oder ob da noch mehr kommt… 🙂

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