Pink Floyd 27.1.1977 Frankfurt, Festhalle

Von Wolfgang Becker

Ich war zu dieser Zeit ein anderer Mensch. Häufig in besonderen geistigen Umständen. Allerdings kann ich mich an vieles noch sehr gut erinnern. Angefangen mit den Tumult und Panikartigen Situationen vor der Halle. Zu dieser Zeit hat man mit dem Einlass häufig sehr lange gewartet und es kam zu üblen Geschiebe und gedrücke mit viel Geschrei und Schmerzen bei vielen Besuchern. Allerdings war vor den Hallen damals immer eine Art wilder Flohmarkt mit Postern, Räucherstäbchen usw. eine besondere Stimmung in der Späthippieära!

In der Halle bot sich ein für mich atemberaubendes Bild, erst mal von den Misch und Steuerpulten, die für die damalige Zeit den gefühlten Platz der halben Halle ausmachten. Meine Leute hatte ich in dem Tumult verloren, dafür aber ein nettes Mädel kennengelernt.

Das Konzert begann sehr heftig. Erst mal nur Klangbrei (lag vielleicht an meiner Position im 2. Rang seitlich), dann mit dem ersten Solo von David Gilmour, es war irgendwas von „Animals“, brachte Melodie und RocknRoll in die Menge. In dieser Show war Gilmour ein Gott und er blieb es auch! Das Schwein schwebte über ihnen, für mich sah es aus, als watete es durch die Leute. Ein Schweinegott halt, der sich an den Schweinefressern rächt … so kam es mir damals vor. Der Surroundsound brachte alles zu vibrieren.

In der Pause sind ernst blickende Roadies durch die Halle gegangen und haben nach Flaschenwerfern Ausschau gehalten. Eine entsprechende Durchsage gab es auch. Zum Glück ging’s dann weiter!

Der Film zu Welcome to the Machine hat mich auch sehr beeindruckt und hat mir die Welt des Roger Waters erstmals verständlicher gemacht. Schlussendlich war die Lightshow revolutionär, die Musik fantastisch, wenn auch manchmal etwas zu schlecht abgemischt. Ach ja, die umgebauten Arbeitsbühnen als Lichterorgel waren für mich sensationell!

Als Zugabe kann ich mich an Us and Them erinnern. Danach war die Halle wie ein Schlachtfeld. Wir hatten damals viele GIs, die immer besoffen waren und dementsprechend sah es hinterher aus. Kein Vergleich zu heute. Mir kam es anschließend so vor, als wäre alles noch grauer und öder (Januar), denn ich hatte einen Blick ins Rockparadies werfen dürfen.

Mittlerweile schätze ich David Gilmour noch mehr, er ist ein großer Musiker und mit seinem Engagement ein großes Vorbild. Seine letzte Tour habe ich leider nicht gesehen, doch die DVD liebe ich sehr!

Konzert-Statistik

Tour: In The Flesh

Spielstätte: Festhalle
Besucher: 16.000 (ausverkauft)
Adresse:
Tickets: 18 DM
Einlass: 18:30 Uhr | Showtime: 20:00 Uhr

Band:

David Gilmour: Gitarre, Vocals
Roger Waters: Bass, Vocals, Gitarre
Rick Wright: Keyboards, Vocals
Nick Mason: Drums

Dick Parry: Saxofon, Keyboards
Snowy White: Gitarre, Bass, Backing Vocals

Setlist:

Set 1:

01. Sheep
02. Pigs On The Wing (Part 1)
03. Dogs
04. Pigs On The Wing (Part 2)
05. Pigs (Three Different Ones)

Set 2:

06. Shine On You Crazy Diamond (Parts 1–5)
07. Welcome To the Machine
08. Have A Cigar
09. Wish You Were Here
10. Shine On You Crazy Diamond (Parts 6–9)

Zugaben:

11. Money

Ich bedanke mich herzlichst bei Wolfgang für seinen Erinnerungsbericht und das Foto seiner Eintrittskarte! Wolfgang hat Pink Floyd danach noch in Dortmund 1988 und Frankfurt 1989 live gesehen.

27 Antworten

  1. Avatar Glasses sagt:

    Solche Zeitzeugenberichte sind unbezahlbar. Man fühlt sich direkt in die damalige Zeit versetzt… leider war mit zwischen 5 und 6 Jahren noch nicht reif für solche Erfahrungen…

    Danke danke danke!

    • Werner Werner sagt:

      Das freut mich, dass du das auch so siehst!! Ich war 1977 10 Jahre, ich sollte Pink Floyd 2 Jahre später entdecken!!

      Ich finde es toll solche Erinnerungen, an ein Konzert das vor 35 Jahren stattfand, auf P&S anbieten zu dürfen!

  2. Avatar Double Bubble sagt:

    Die Zugabe war Money, nicht Us & Them.

  3. Avatar Armin sagt:

    Hallo, ich war damals grad 16 aber seit Ende 75 PF Fan mit WYWH. Dark Side habe ich erst rückwirkend entdeckt. Dann kam Anfang 77 Animals und die Tour. Ich fand die LP super, aber war in keinem Konzert und die Kritiken für Album und die Shows im damals angesagten Rock Magazin ‘Musik Express’ waren übel!! Kann ich gerne mal einscannen und rüberschicken, wenn man mir mailt wohin…. habe ich alles noch hier liegen! VG Armin

  4. Avatar Bagojowitsch sagt:

    Hallo,
    ich war damals knapp 24 Jahre alt und es war mein erstes Pink Floyd-Konzert. 19 DM (!) hatte die Karte gekostet. Zum drumherum: es zogen ziemlich viele Schwaden durch die Halle – gehörten aber nur zum Teil zur Show, der Rest kam von Räucherstäbchen und vom Kiffen. Gott, wurde da viel gekifft – man musste selbst gar nix rauchen, um high zu sein (und der Sound tat dann sein übriges 😉 ).
    Der erste Teil der Show kam nicht so gut an (in Relation zum zweiten Teil) – hier wurde Animals vorgestellt und war offensichtlich noch nicht so bekannt. Im zweiten Teil dann die schon bekannten Stücke und hier war die Begeisterung riesengroß. Für mich war es das erste Mal, bei so einem Konzert neben der Band ein Orchester mit auf der Bühne zu sehen, solch eine Lightshow zu erleben und natürlich auch solch eine Aktion wie mit dem Riesenschwein. Insgesamt unvergesslich.
    Nicht erst seit diesem Tag bin ich Floyd/Gilmour/Waters-Fan, und während ich dies schreibe, läuft die DVD von Gilmour “Live at the Royal Albert Hall”.

  5. Avatar Rolf Siemers sagt:

    Hi, sind ja doch noch einige, die sich gut an wirkliche Meilensteine der Musikgeschichte erinnern.
    Vielleicht hat ja auch für mich jemand einen Tipp: Ich war bei Pink Floyd in Hannover, im Niedersachsenstadion. Gerade in der Phase, als die Hallen nicht mehr ausreichten und die ersten Stadien genutzt wurden. Es waren an Kränen riesige (jedenfalls für damalige Verhältnisse) Lichtroboter hochgezogen und es flog auch das bekannte Riesenschwein.
    Es muß so zwischen 1977 und 1980 gewesen sein, aber auf jeden Fall vor The Wall.
    Kann mir einer das Datum sagen, wann das wohl gewesen ist?
    Und hat einer vielleicht sogar eine Eintrittskarte, die er mir kopieren könnte (nein, nein, ich frage nicht nach der Originalkarte, utopisch zu glauben, hier würde jemand seine Heiligtümer abgeben).

    Schon mal Vielen Dank vorab,

    Rolf

    • Oskar Oskar sagt:

      hallo rolf.

      PF haben 1977 lediglich am 23.&24. Januar in Dortmund, am 26. Januar in Frankfurt und am 29.& 30. Januar in Berlin, sowie am 27. und 28. Februar u. 1. März in München gespielt. 1978 und 1979 haben sie nicht getourt.
      Hannover wurde nur auf den Touren 1988 und 1994 bespielt (siehe Kommentar von Tom).

    • Avatar Hans-Jürgen sagt:

      Hier alle Hannover-Konzerte (bei Bedarf gibt’s auch gerne die Set-Lists noch dazu …):

      15.03.70, Hannover, Niedersachenhalle
      17.11.70, Hannover, Niedersachenhalle
      25.06.88, Hannover, Niedersachenstadion
      16.08.94, Hannover, Niedersachenstadion
      17.08.94, Hannover, Niedersachenstadion
      22.05.02, Hannover, Preussag Arena (Roger Waters)

      LG, Hans-Jürgen

  6. Avatar Tom sagt:

    25.06.1988
    16./17.08.1994

    • Avatar Oliver sagt:

      “Lichtroboter” hört sich nach 88 an. 94 flog das Schwein auch nicht, sondern hüpfte. Eine google-Bildersuche führt zu sehr schönen Fotos dieses Konzertes (bei unseren Freunden vom Bruder-Franziskus-Forum)!
      Ein Konzert im Niedersachenstadion vor 88 ist ausgeschlossen.

  7. Avatar frank sagt:

    hallo alle zusammen,
    hallo bagojowitsch,

    ich war 17… und es war mein erstes zusammentreffen mit echter musik, pink floyd und einem komischen konischen holzding, das süsslichen rauch in meine lungen liess… man, i.v.m. pf …das geilste überhaupt; an besoffene amis und randale kann ich mich nicht erinnern;

    schade es sollte heute so etwas geben… dann wäre a l l e s viel, so wie sie heute sagen,
    c o o l e r;

    p.s. ich bin bis heute dabei geblieben, kein alc !!! nur pf und …

    liebe grüsse frank

  8. Avatar Udo sagt:

    Hallo zusammen,
    hallo Wolfgang,

    bin rein durch Zufall auf diese Seite gestossen. Der letzte Eintrag ist ja schon 3 Jahr her, aber egal.
    Auch ich bin ein Zeitzeuge des Konzertes vom 27.01.1977 in Frankfurt nebst noch vorhandener Eintrittskarte. Ich kann Deine Ausführungen nur bestätigen.
    Für die grossen Konzerte in der Festhalle musstest Du schon ab 17 UHr an der Halle sein, damit Du überhaupt die Chance hattest einen guten Platz zu ergattern. Einlass war dann so gegen 19 Uhr. Gitterkanäle, um die Massen zu ordnen, gab es damals nicht. Wer Pech hatte steuerte am Eingang vorbei und wurde an die Gitterzäune gequetscht und regelrecht festgehalten. Das war harte Arbeit bis man drin war – und dann der Run auf die besten Plätze. Für uns war die erste Reihe im 1. Rang visavis der Bühne immer das Ziel. Bestes Hören und ungestörtes Sehen. Und dann – ertsmal was zu trinken besorgen. Bei einer Gruppe von 6-10 Leuten immer gut machbar.
    Die GI`s waren immer gut für die Konzerte. Das waren richtige Stimmungsmacher. Selbst auf Krücken humpelten sie zum Konzert , Cola-Rot im Kanister ( durfte man damals noch mit rein nehmen) und dann der süssliche Duft in grossen Schwaden.
    Allerdings hatten sie bei einer Randale nicht viel zu Lachen, die MP war stets präsent und griff auch hart durch, wenn es sein musste.
    Laut einem Artikel in der Frankfurter Rundschau (Das Fest der 24000) waren es 2x 12000 Besucher in Festhalle, also jeweils 2000 zu viel pro Abend. Das Gedränge in der Halle war erklärbar. So viele hatte ich in der Halle bis dato auch noch nicht gesehen und ich denke danach gab es dies auch nicht mehr.
    Für mich war die Show zum Geniessen. Im 1. Rang klang es sehr gut. Die Festhalle mit seinem Stahlaufbau und den vielen glatten Wänden ist immer eine Herausforderung für die PA-Technik.
    Die Sau mit ihrem zugenähten Schlitz am Bauch war schon ein besondere Showeinlage.
    Allesinallem ein Erlebnis was man nie mehr vergisst, um aber 4 Jahre später am 17.Feb. 1981 in Dortmund das PF Konzert der Konzerte zu Erleben.

    Grüsse an alle PF Fans

    • Avatar Wolle sagt:

      Hi Udo, ja so wars…! Die GI`s sind mir auch noch in Erinnerung, Das war ein Konzert, oh Mann!!
      Allerdings war das Gedränge beim Einlass wirklich sehr schlimm. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert!
      In Dortmund war ich dann auch und da war, sicherlich aufgrund der besseren Technik, der Sound überwältigend.
      Ciao und Holdrio…

  9. Avatar Kalli sagt:

    Vielen Dank für den oder die tollen Berichte. Ich komme aus der Gegend und war zum Zeitpukt des Konzerts 6 Jahre alt. Man kann nach den Beschreibungen die Atmosphäre förmlich riechen. Die Probleme mit dem Sound kann ich gut nachvollziehen. Die Festhalle ist klangtechnisch sehr schwierig in den Griff zu bekommen, gerade in den Rängen überschlagen sich gerne die Reflexionen. Guten Sound kenne ich hier nur im Bereich vor der Bühne. – Verdammt, ich hab doch noch irgendwo so eine seltene Vinylscheibe mit passender Aufnahme. Die leg ich jetzt mal auf…

  10. Avatar Michael Müller sagt:

    Liebe Leute,

    eigentlich Zufall, dass ich jetzt auf diese Webseite stoße. In Frankfurt war ich damals im Januar 1977 auch dabei. Ich kann nur bestätigen, dass der Weg in die Festhalle ein regelrechter Kampf war; fast schon beängstigend. Allerdings wir kämpften mit. Der Einlass war regelrechter Schwachsinn und eigentlich durch die Veranstalter recht fahrlässig organisiert. Um den Vorplatz der Festhalle war ein Zaun gezogen, der durch 10 – 15 Durchgänge (Kassenhäuschen) unterbrochen waren. Doch nur 2 waren geöffnet. Vielleicht waren es auch noch 2-3 mehr. Ich weiß es nicht mehr so genau. Doch die Panik war vorprogrammiert. An jedes geöffnete Kassenhäuschen schloss sich ein Gang an, begrenzt durch Absperrgitter. Diese wurden teilweise umgedrückt, was logisch war. Irgendwann musste man dann darüber steigen. Das war allerdings sehr gefährlich. Letztendlich haben wir es geschafft. Danach habe ich ausgesehen wie ein gerupftes Huhn. Aber war egal. Das Konzert war überwältigend. Der Sound für damalige Verhältnisse bombastisch. Die hatten auf jeder Hallenseite einen Turm von Boxen aufgebaut. Direkt vor einem dieser Türme sah ich einen Typen mit geschlossenen Augen stehen. Ich dachte noch – Mann – dem muss eigentlich das Trommelfell wegfliegen … aber er schien es zu genießen … Wir befanden uns unten mitten drin im Gewühle, Athmosphäre pur …
    Ja gigantisches Szenario. Ich werde es nie vergessen !!

    Gruß
    Micha

    • Werner Werner sagt:

      Hallo Michael,
      vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, uns etwas an deinen Erinnerungen teilhaben zu lassen!

      Beste Grüße
      Werner

    • Avatar Wolle sagt:

      Jo, und besonders cool fand ich immer die vielen Buden vor der Halle. Es roch überall nach Patschuli und Dope..
      Schade das es diese Stände nicht mehr gibt.
      ; )

    • Avatar Christoph Watz sagt:

      An dieses lebensgefährliche Gedränge erinnere ich mich auch noch gut, zumal ich damals, gerade einmal 14 1/2 Lenze alt, leider noch nicht ganz “ausgewachsen” war, so dass mir in der Menge diverse Schultern und Arme anderer Konzertbesucher gegen mein Gesicht drückten, und ich dabei auch mehrfach die “Bodenhaftung” verlor und so einfach von dem “Strom” mitgezogen wurde. Echt ziemlich heftig damals!

      Der Veranstalter hieß damals m.W. “Mama Concerts”. Gibt es die überhaupt noch?

      • Avatar Marcus sagt:

        Marek Lieberberg gründete mit Marcel Avram 1970 die Konzertagentur “Mama Concerts”. 1986 trennten sich die beiden Inhaber im Streik. Marek Lieberberg machte mit MLK weiter und ist seit 2016 bei Live Nation. Marcel Avram fusionierte 1987 mit der Konzertagentur Lippmann & Rau zu „Mama Concerts und Rau”, die wiederum Mitte der 1990’er aufgelöst wurde.

  11. Avatar Roland sagt:

    Meine Kumpels und ich, wir waren damal 17-20 Jahre alt, hatte das Vergnügen mittig ca. 20m entfernt vor der Bühne zu sitzen und den damaligen Quattrosound genießen zu dürfen. Ein Konzert für die Ewigkeit !! Das Gedränge war schlimm und vor dem Durchlass wurde ich mit dem Bauch gegen einen Eisenzaun gedrückt, aber ich konnte mich mit dem Strom seitlich befreien und floss durch das Eingangstor.

  12. Avatar Thorsten S sagt:

    Erstaunlich wie sehr man es damals mit der „Corporate Identity“ gehandhabt hat. Tickets für die Animals-Tour mit dem Foto von Wish You Were Here. Konzertplakat für die Deutschland-Tour 1977 mit Band-Foto aus der Meddle-Zeit, Plakat für für Empire Pool 1974 mit Band-Foto von Ende der 60iger Jahre etc.
    Und das vor dem Hintergrund der schon damals aufwändigen Marketing-Kampagnen. Schon damals hatte man zur Bewerbung von Animals 1977 in Frankreich über 20 Plastikschweine durch verschiedene Ortschaften „getrieben“.
    Man stelle sich vor, die nächste Tour von DG würde mit dem On An Island-Cover beworben 🙂

  13. Avatar Thomas Hallstein sagt:

    Meines Wissens wurde “Us and them” weder am 26. noch 27.01 gespielt. Das Konzert vom 27. gibt es komplett aufgenommen, vom 26. leider gar nichts. Die Info zum 26.01. in Povey’s Buch ist inkorrekt – Us and Them wurde definitiv nicht gespielt) , die zum 27. stimmt (kein Us and Them im Tracklisting). Klang am 26.01 war top, sofern man direkt vor der Bühne gelegen hat, Der Klang in der Festhalle ist schon immer problematisch, wenn um die Ränge geht. Fotos gibt es eine gute Serie vom 26.01….

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