Der Meister des Größenwahns stellt Supershow auf die Beine!

Roger Waters 1.4.2011 Mailand

Bericht und Fotos von Oskar Giovanelli

Um 16h Internationaler Fantreff im “Murphy’s Law” in Mailand: Zu Konzertmitschnitten aus den RW-Touren von 2002 und 2006 aus dem Autoradio, das geschickt vor dem Irish Pub geparkt ist (Danke Peter), treffen wir uns also am Nachmittag zu Irischem Bier. Wir schwatzen über Roger, David und Co.

Ein paar Fans aus Südtirol, Österreich, Deutschland und der Schweiz (womit alle deutschsprachigen Europäer vertreten wären!) entdecken Gemeinsamkeiten (“ja auf dem Konzert war ich auch!”) stellen sich existentialistische Fragen (“Welches ist das Einstiegsalter in die Pink Floyd-Sucht?” -> da scheint’s ja einige mystische Übereinstimmungen zu geben!) und dass die Welt eigentlich schon klein ist.

Danach ab zum Forum, mit etwas Glück die richtige U-Bahn erwischt und rechtzeitig um 20.15h auf dem Posten. Wir sitzen direkt unter dem Flugzeug. Die Bühne ist beeindruckend, so wie die gesamte Technik, die überall im Forum aufgestellt ist. Der Zuschauerraum auffallend kleiner, als bei anderen Konzerten, da die Bühne nicht nur in Höhe und Breite, sondern auch in Tiefe größer ist als bei anderen Konzerten, die ich hier gesehen habe.

Schon kurz vor 21h geht das Licht aus und Anthony Quinn‘s (?) Spartakus-Stimme ertönt durch die Halle. Kurzes Trompetenintro und dann explodiert alles rund herum! “In the Flesh?” kickt eine nun ca. 150 Minuten dauernde Effekt-Palette los, die alles in den Schatten stellt, was ich bis heute gesehen habe! Sowas hat man noch nicht gesehen! Die Genauigkeit und Synchronisation zwischen Special Effects und Musik ist unglaublich. Manchmal fällt es einem schwer zu glauben, dass wirklich alles live gespielt, bzw. gesungen ist (The Trial, Bring the Boys Back Home, Waiting for the Worms), während bei anderen Songs klar ist, dass alles live ist. Und vieler Unkenrufe zum Trotz bin ich der Meinung, dass Waters für seine Verhältnisse auf dieser Tour sehr gut singt.

Einmal mehr wird einem klar, dass der Zugang von Waters und Gilmour zu ihrer Musik sehr unterschiedlich ist. Bei Gilmour‘s Konzerten steht die Musik stets im Vordergrund, während Waters halt die Show, das Konzept und seine Botschaft in den Vordergrund stellt. Auf dieser Tour wird dieser Unterschied deutlicher denn je.

Während Waters und die Mauer im Vordergrund dieser Show sind, stehen die Musiker dieser Tour immer im anonymen Hintergrund. Es ist klar was Waters uns sagen will: Das hier ist meine Show!

Aber nun zu den Inhalten: Waters hat das Grundthema von The Wall geschickt generalisiert und auf weltpolitische Ebene gehievt. Seine zeitlosen Texte passen wie die Faust auf’s Auge zu aktuellen politischen Ereignissen und er trifft mit starken Bildern wirklich tief ins Herz. Er rüttelt auf und bewahrheitet in irgendwie absurder Weise seine eigene Vision in The Wall: die des manipulierenden Rockstars….. aber, ganz ehrlich, so lassen wir uns gern manipulieren und klatschen brav mit, auch nachdem er uns mit seinem Maschinengewehr niedergemetzelt hat.

In der gesamten Show gibt es wenig Momente, in denen man sich wirklich nur auf die Musik konzentrieren kann (vgl. Gilmour-Tour 2006), so stark ist die Reizüberflutung. Lediglich bei “One of my turns” und “Hey you” schaff ich es die Augen zu schließen und mich NUR auf die Musik zu konzentrieren.

Die beeindruckendsten Show-Momente: „In the Flesh?“, „Goodbye Blue Sky“, „Empty Spaces“, „Another brick III/last few bricks“,„Vera“, „Run like hell“

Die schönsten musikalischen Momente: „Mother“ , „One of my turns“, „Nobody home“, „Comfortably numb“, „Run like hell“. Einige dieser Songs überraschten mit interessanten neuen musikalischen Variationen.

Am Ende Superstimmung in der Halle, die die Band dazu veranlasst gemeinsam mit dem „Sea of faces“ ein „ole,ole,ole,oleeeeee“ anzustimmen. Alles in allem also eine Supershow, die wieder mal beweist, dass Waters der Meister des Größenwahns ist, der eine Show auf die Beine gestellt hat, die er in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr toppen kann (und wahrscheinlich auch kein anderer).

Einziger Wermutstropfen am Rande: Dass bei einer Show, die sich als Kritik am Mörderischen Kapitalismus versteht, das Showprogramm 25€ und die T-Shirts 40€ kosten, das will mir irgendwie nicht in den Kopf.

München, ich freu mich schon!

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