Ex-Pink Floyd Manager Peter Jenner über Filesharing, Flatrates und Copyrights

Filesharing, Flatrates und Copyrights: Die Popindustrie kämpft mit neuen Geschäftsmodellen ums Überleben. Der legendäre Musikproduzent Peter Jenner zeigt Wege aus der Krise auf.

Interview von Walter Gröbchen

21.6.2010, Profil Nr. 25

Profil: Sie arbeiteten seit 1966 im Popgeschäft, haben Größen wie Pink Floyd, T. Rex, The Clash oder Billy Bragg als Manager betreut. darf man Sie einen Augenzeugen des Aufstiegs und Untergangs des Musikbuisness nennen?

PETER JENNER: Ich arbeitete mit den meisten dieser Künstler, als sie noch weitgehend unbekannt waren. Als wir auseinandergingen, stand ihnen Größeres noch bevor. In meiner Karriere ging wohl einiges schief. Aber mein Vater war Vikar, mein Großvater ein sozialistischer Politiker: Pop als Mittel zum Zweck hat mich nicht interessiert. Für mich war das eine Mission. Der Pop-Underground war für mich vor allem ein politisches Betätigungsfeld.

Sie hatten in Ihrer Karriere einige Enttäuschungen zu verkraften.

PETER JENNER: Wie man´s nimmt. Ich bereue fast nichts. Ich meine, es gab ein paar finanziell haarige Jahre, aber man gewöhnt sich an alles. John Peel hatte viel Anteil an Marc Bolans Karriere, lieh ihm sogar privat Geld, aber als T. Rex die Charts regierten, erinnerte sich Marc nicht mehr an seinen alten Freund von der BBC. Aber, kurios genug, wer erinnert sich heute noch an T. Rex? Ich werde fast nie zu Marc Boland befragt. Dabei war er im Großbritannien der siebziger Jahre eine echte Größe. Vielleicht liegt es auch daran, dass er ein echtes Arschloch war. Syd Barrett dagegen hat die Geschichte des Pop wirklich beeinflusst: Er verkörperte die Experimente, den Freigeist der sechziger Jahre, die kühle Verbindung von Elektronik und Pop. Giorgio Moroder, Kraftwerk, sie alle waren zunächst in Projekte involviert, die Pink Floyd imitierten.

Sogar Kruder & Dorfmeister, die Wiener Downbeat-Heroen der neunziger Jahre, nennen Pink Floyd als wichtigen Einfluss. Sie suchten als Manager der Band aber das Weite, ehe sie in den siebziger Jahren mit Alben wie “Dark Side of the Moon” oder “Wish You Were Here” in den Pop-Olymp aufstieg.

PETER JENNER: Mein damaliger Partner und ich hatten uns entschieden, Pink Floyd sausen zu lassen, als Syd Barrett nicht mehr an Bord war. Sechs Monate lang hatten wir alles versucht, die Band zusammenzuhalten – und als die Jungs meinten, ohne Syd ginge es nicht weiter, gaben wir ihnen recht. Ihre Songs waren nicht besonders überzeugen, niemand war wirklich gut bei Stimme, Roger Waters konnte kaum seine Bassgitarre stimmen, und David Gilmour war zwar ein exzellenter Gitarrist, aber eine unbekannte Größe. Was sollten die ohne Barrett tun? Den Wert der Marke Pink Floyd erkannte ich damals nicht. Unser Nachfolger erkannte ihn. That´s life. Man lernt nie aus.

Neulich waren Pink Floyd wieder in den Schlagzeilen, als sie ihr altes Label EMI verklagten. Kennen Sie die Hintergründe?

PETER JENNER: Die Band wollte verhindern, dass einzelne Songs aus ihren Alben herausgepickt werden dürfen. Es geht um Kontrolle, Geld, das Übliche. Dinosaurier gegen Dinosaurier. Ich meine allerdings auch, dass Alben, die als Gesamtkunstwerk, als Konzeptalben konzipiert sind, als solche gehört und behandelt werden sollten. Aus Beethovens Fünfter Symphonie löst man ja auch nicht nur den ersten Satz heraus und verkauft ihn einzeln.

Peter Jenner (67): Arbeitet seit 45 Jahren als Manager, Plattenproduzent und Branchenanalytikert im Musikgeschäft. Der studierte Ökonom leitete zwischen 1966 und 1969 als Manager die Geschicke von Pink Floyd, später vertrat er Musiker wie Ian Dury, The Clash und Billy Bragg. Heute ist der Brite Ehrenpräsident des International Music Managers Forum, weltweit gebuchter Experte, in Urheberrechtsfragen und Verfechter eines regulierten Flatrate-Modells für legale Musik-Downloads.

Das ganz Interview gibt es im aktuellen Profil Nachrichtenmagazin nachzulesen.

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