Konzert für Europa: Pink Floyd 15.7.1989 Venedig, Piazza San Marco

Pink Floyd 15.7.1989 Venedig

Heute vor 25 Jahren spielten Pink Floyd in Venedig. Es war mit Sicherheit eines der spektakulärsten Konzerte, das sie im Laufe ihrer Geschichte gegeben haben. Die Open-Air-Bühne, auf der Pink Floyd spielten, stand auf einer schwimmenden Plattform, die vor dem Markusplatz verankert wurde!

Nach meinen Pink Floyd Konzerten Nr. 2 und 3, in Linz (23.6.1989) und Stuttgart (25.6.1989), denen ich voller Begeisterung beiwohnte, wollte ich die Band unbedingt noch einmal sehen, bevor sie möglicherweise wieder für viele Jahre in der Versenkung verschwinden würden! Also entschloss ich mich für Venedig. Meinen Job hatte ich rechtzeitig gekündigt, also stand ausreichend Zeit für diese Reise zur Verfügung. Gemeinsam mit einer damaligen Freundin, einem Arbeitskollegen und dessen Freundin, ging per Zug nach Venedig. Dieser fuhr spät nachts um 01:00 Uhr von Salzburg ab. Wir erreichten Venedig um 9:30 Uhr. Schon am Bahnhof konnte man erahnen, was uns wenig später am Markusplatz erwarten würde.

Als wir zum Markusplatz kamen, standen dort schon scharenweise Menschen. Wir kämpften uns von ganz hinten bis ca. 20 Meter vor die Anlegestelle. Viele junge Leute, so wie ich mit meinen 22 Jahren, waren aus ganz Europa angereist, um dieses Ereignis mitzuerleben. Dazu kam noch, dass die Sommer-Schulferien begonnen hatten, es war Urlaubszeit und das Konzert war bei freiem Eintritt, ein optimales Ausflugsziel für junge Leute.

Relativ schnell fiel uns auf, dass es weit und breit keinerlei Versorgung mit Essen oder Trinken gab und wahrscheinlich auch aus diesem Grund keine Toiletten aufgestellt waren. Ich habe in den vielen Stunden, die ich auf das Konzert wartete, nur ein WC entdeckt und bei brütender Hitze gab es nur eine Wasserleitung. Das führte logischerweise dazu, dass man improvisieren musste. Ich möchte jetzt auf keine Details eingehen. Auf alle Fälle waren wir über die Nichtorganisation sehr überrascht.

Es war ein wunderschöner Sommertag und die Sonne knallte so richtig fein herunter. Nein, Schatten gab es keinen und bis zum Konzertbeginn um 22:00 Uhr war es noch ein weiter Weg! Großartig, denn wir waren schon seit einiger Zeit ohne Wasser! Wir und die viele der anderen Hundertschaften um uns herum hatten es sich so weit es ging gemütlich gemacht und so lagen wir alle kreuz und quer auf dem Boden herum. Der Markusplatz war inzwischen abgesperrt worden. Niemand wurde mehr hereingelassen, wenn man rauswollte, durfte man nicht mehr zurückkehren.

Ich begann mich zu fragen, womit die Organisatoren eigentlich gerechnet hatten. Vielleicht nahm man an, dass das Konzert kaum jemanden interessieren würde. Man schätzt, dass zwischen 200.000 bis 350.000 Menschen Pink Floyd in Venedig gesehen haben.

Ich erinnere mich noch daran, dass ungefähr eine Stunde vor Konzertbeginn große Unruhe auf dem Markusplatz herrschte. Die Besucher begannen alles, was zur Verfügung stand durch die Luft zu werfen! In unserer unmittelbaren Umgebung wurde leider einige Leute am Kopf getroffen. Ich weiß nicht, ob der Auslöser dafür, das organisatorische Desaster gewesen war oder aber einfach die zunehmende Langeweile nach dem stundenlangen ausharren. Wenige Minuten darauf folgte eine Lautsprecher-Durchsage, welche die Leute, mit dem Hinweis darauf, dass die Live-Satellitenschaltung demnächst starten würde, zu beruhigen versuchte!

Millionen Zuseher

Das Konzert selbst habe ich nicht mehr so gut in Erinnerung. Natürlich war die Freude riesig, als es dann endlich begann. Einfach magisch in Venedig zu sein unter diesen vielen Menschen und Pink Floyd spielen dort draußen auf einer schwimmenden Bühne.

Nach wenigen Minuten fiel mir auf, dass die Lautstärke doch sehr gedrosselt worden war und meine Sicht auf die Bühne zeitweise sehr eingeschränkt war. Dass einer meiner Lieblingstitel Welcome To The Machine nicht gespielt wurde, störte mich auch.

Nach einem ausgiebigen Run Like Hell wurde ein gewaltiges Feuerwerk abgefeuert. Die Ballerei war um ein Vielfaches lauter, als die Floyd’s mit all ihren Lautsprechern es während des Konzertes waren.

Danach schleppten wir uns durch die Gassen auf der Suche nach Trinkwasser, welches wir dann für gutes Geld auch fanden. Mein Freund meldete sich ab, um nach einer Toilette Ausschau zu halten. Er kehrte nach einer halben Stunde humpelnd zurück, mit geschwollenen Knöchel und triefend nass von oben bis unten. Er berichtete uns von seinem Unglück! Bei seiner Toiletten-Suche stürzte er so unglücklich, dass er dabei in Kanal fiel! Sein Sturz blieb nicht unbeobachtet und sorgte bei dem einen oder anderen Passanten für gute Stimmung. Wir hatten bis zu unserer Rückkehr in Österreich, das Aroma von Venedig in der Nase.

Zu Hause sah ich mir die Videoaufzeichnung an und konnte all die Details sehen, welche mir in Venedig verborgen blieben. Auch wenn es wegen der mangelnden Sicht und wegen des schlechten Tons nicht zu den besten meiner Pink Floyd Konzerte zählt, so war Venedig ohne Zweifel das außergewöhnlichste!

Pink Floyd rockten Marmor vom Dogenpalast

Pink Floyd stürzten mit ihrem Auftritt in Venedig die Stadtregierung!

Nach heftiger Kritik der venezianischen Bürger an der Invasion tausender Rockfans in der Lagunenstadt traten die verantwortlichen Politiker nach einer Sondersitzung des Stadtrates zurück. Der Veranstalter des Rock-Abends hatte weder für sanitäre Anlagen noch für Unterkünfte gesorgt. Viele der ca. 300.000 Besucher, die zu dem Konzert angereist waren, kampierten auf dem Markusplatz, das historische Zentrum glich am nächsten Morgen einer stinkenden Müllhalde.

Konzert-Statistik

Spielstätte: Canal Grande (schwimmende Bühne), Piazza San Marco
Plätze: 200.000 bis 300.000 Zuseher, TV Live-Übertragung: 100 Millionen
Adresse: Piazza San Marco, 30100 Venedig, Italien
Tickets: freier Eintritt
Einlass: 12:00 Uhr | Showtime: 22:00 Uhr

Band:

David Gilmour: Gitarren, Gesang
Nick Mason: Schlagzeug
Richard Wright: Keyboards, Gesang

Jon Carin: Keyboards, Gesang
Tim Renwick: Gitarren, Gesang
Guy Pratt: Bass, Gesang
Gary Wallis: Percussion
Scott Page: Saxofon, Gitarre, Gesang
Durga McBroom: backing vocals
Rachel Fury: backing vocals
Lorelei McBroom: backing vocals

Setlist:

01. Shine On You Crazy Diamond (Part 1)
02. Learning to Fly
03. Yet Another Movie
04. Round and Around
05. Sorrow
06. The Dogs of War
07. On the Turning Away
08. Time
09. The Great Gig in the Sky
10. Wish You Were Here
11. Money
12. Another Brick in the Wall (Part 2)
13. Comfortably Numb
Zugabe:
14. Run Like Hell

13 Antworten

  1. Avatar Bas Swanenberg sagt:

    Hi Werner,

    Amazing story, This was the first time I saw the Floyd and live on television.
    Great set ,became a fan for a lifetime !

  2. Avatar Roman sagt:

    Ich meine ich kenne die TV-Aufnahme, aber war das tatsächlich so, dass damals ein so abgespecktes Set gespielt wurde, incl dem abgeschnittenen Shine on? Oder wurde das nur fürs Fernsehen geschnitten?

    Bis heute übrigens für mich absolut unverständlich, warum man shine on auch auf der DSOT VHS geschnitten hat. Ein ewiges Rätsel 🙂

  3. Avatar Christian sagt:

    The Venice show was great fun, but it was very tense and nerve-wracking. We had a specific length of show to do; the satellite broadcasting meant we had to get it absolutely precise. We had the list of songs, and we’d shortened them, which we’d never done before. I had a big clock with a red digital read-out on the floor in front of me, and had the start time of each number on a piece of paper. If we were coming near the start time of the next number, I just had to wrap up the one we were on.
    D.G.

  4. Avatar Ute sagt:

    Hi, Pink Floyd in Venedig 1989 ……. eines der besten Concerte, es war magic!!!!! What a day in Italy 🙂 Ute

  5. Avatar Rosie sagt:

    Ach ja damals anno 1989 bei PF in Venedig. Hab heute einer Freundin davon erzählt, war mein 30ster und ein echtes Erlebnis. Die Unruhe auf dem Markusplatz hat zwei Mal Gerenne ausgelöst. Wir saßen ganz friedlich auf dem Boden, barfüssig und entspannt, als der Boden anfing zu vibrieren und mit Mal nur rennende Beine um mich rum, mein damaliger Freund hat mit hochgerissen und mitgezerrt – bis ich auf den Gedanken kam – mein Zeugs und kehrt gemacht hab. Da hat es sich dann gelegt. Ich hin zu meinen Sachen, konnte sie grad noch so an mich raffen und wieder ging das Gerenne los – du kannst nur mit, ging Richtung Museo Correr und war wieder ganz schnell vorbei. Aber einige Leute waren barfuß in Scherben getreten. Wir haben damals nicht rausgekriegt was der Auslöser dafür war.
    Wegen der nicht vorhandenen Organisation, meine ich mich zu erinnern, das Konzert war eigentlich gar nicht für Publikum vorgesehen, nur für die TV-Show. Schätze andernfalls hätte Venedig das gar nicht mitgemacht und die vielen Leute waren da weil die Info eben doch unter die Leute kam – so was in der Art.

    • Avatar Peter Kretschmann sagt:

      Ich habe damals das Konzert als TonIng im NDR übertragen. Digitalisiere gerade meinen S-VHS Mitschnitt. Mir kommen die Tränen…. WAS für ein WUNDERSCHÖNES KONZERT!

      • GeckoFloyd GeckoFloyd sagt:

        Toningenieur bei NDR? Cool! Das Konzert auf S-VHS, wow, das würde ich auch gerne mal sehen, bestimmt nicht schlecht! Ich hatte damals in den 90ern mal so einen Camcorder von Panasonic in S-VHS – für Urlaubsaufnahmen – da war die Qualität doch deutlich besser als VHS. Erinnert mich daran, als ich damit mal in Las Vegas unterwegs war, habe mich irgendwann auf dem Strip gewundert, dass ich keinen Strom mehr im Akku hatte und die Kassette schon voll ist. Hav mir dann schnell neuen Akku und Kassette gekauft. Zuhause hat sich dann rausgestellt, dass ich eine halbe Stunde den Fussboden von Las Vegas gefilmt habe, hatte ich doch glatt vergessen die Kamera auszumachen, das Ganze sah dann sehr psychedelisch aus, hahaha 🙂 Cheers.

  6. Avatar Stefan sagt:

    wow, Ihr seid alle zu beneiden da live dabeigewesen zu sein. Sehe das Konzert gerade bei 3sat “Rock around the Glock”. Pink Floyd in dieser Kulisse: Wohl einzigartig.
    Man merkt den Zeitdruck, sie scheinen alles etwas schneller zu spielen, aber egal.
    Ich durfte sie 1994 in Prag (Division Bell Tour) sehen. Gibt´s was Größeres?
    Wenn ich heute daran denke kommen mir vor Glück und Rührseeligkeit die Tränen.
    Viele meinten sich für die Musik von Pink Floyd vorher zudröhnen zu müssen mit Alkohol oder Drogen. So ein Schmarren! Pink Floyd IST die Droge von der ich lebenslang profitiere.

  7. Avatar Iven sagt:

    Ich finde, es war eines der besten Konzerte. Gibt es denn irgendwo eine digitale Aufnahme (z.B. DVD) zu kaufen?
    Heute zeigte es 3SAT, aber gekürzt auf 59 min..

  8. Avatar Michael H sagt:

    In der eben erschienenen The Later Years Box ist die DVD und die Blu Ray enthalten.

  9. Avatar Rene Gasser Schweiz sagt:

    Hallo Leute ja mann das waren noch zeiten.2Millionen Watt Peak verteilt auf 4 Boxenstapel so dass mann die Gittarre von Gilmur,kreisen lassen konnte im Stadion.Quadrophony nannte mann das,der Prototyp des heutigem 5.1 Souroundsystem.Ja ja war eben Pink Floyd Spezialkonzerte.Der brachial Bass hatte dich am ganzen Leib massiert.Am 12 Juli 1989 in Lausanne Schweiz um 21 Uhr begann das Konzert und um 23 Uhr 45 war schluss ca.23 Songs spielten Sie. Dass werde ich nie vergessen mein Bestes Konzerterlebniss. Thank You Pink Floyd.

  10. Avatar Karl Rasche sagt:

    Oh ja, ich erinnere mich zu gerne an das Konzert. Eines meiner Ersten. Ich war damals 17, hatte kaum Geld und es sollte ja das letzte von Pink Floyd sein. Wir hatten Schulferien und sind spontan zu viert von Norddeutschland per Anhalter dort hin getrampt. Wir waren zwar auch schon am Vormittag auf dem San Marco, aber da ich mein Backpack nicht den ganzen Tag mit mir herumschleppen wollte, machte ich mich auf zum Bahnhof. Als ich nach Stunden zurück kam, war der San Marco dicht gemacht worden. Durch Zufall war das ein riesen Glück für mich. Denn ich folgte ein paar Italienern über ein Baugerüst, anfangs von den Carabinieri verfolgt, auf das Dach eines Hauses direkt am Canale Grande. Ich meine es war der Palazzo Della Prigioni. Dort oben hatten wir mit etwa 30 Leuten, die Carabinieri sperrten zu unserem Glück das Baugerüst unten ab, einen Logenplatz mit toller Sicht auf die schwimmende Bühne und ausreichend lautem Sound, sowie einer Toilette auf der Rückseite des Daches von oben in den Innenhof.
    Es war ein Erlebnis, welches ich niemals vergessen werde. Seit dem war ich absoluter Pink Floyd Fan und bin es bis heute.

    P.S.: Weiß jemand vielleicht, ob es dieses Konzert irgendwo auf DVD zu kaufen gibt?

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